Forschung am NEST

Inspirationsquelle für Baufachleute

Im Forschungs- und Innovationsgebäude NEST der Empa und der Eawag in Dübendorf testen Forscherinnen und Bauexperten neue Techniken. Das NEST spielt vorne mit, wenn es um innovative und nachhaltige Anwendungen von Beton geht. Die neuen Ideen werden hier in realer Umgebung getestet und dem Markt rasch zugänglich gemacht.

«Ohne Beton wird es nicht gehen», ist Reto Largo überzeugt. Für den NEST-Geschäftsführer und Innovation Manager ist Beton einer der wichtigsten Baustoffe und ein sehr leistungsfähiges Material. Die grosse Chance sieht Largo in der Weiterentwicklung von Beton – vor allem in Bezug auf Nachhaltigkeit: «Sicher, einen Teil des Betons können wir mittelfristig mit nachhaltigeren Ressourcen ersetzen. Trotzdem bleibt die Nachfrage riesig. Das Ziel muss sein, den Beton mit verschiedenen Massnahmen effizienter zu machen.» Im NEST wird genau dafür geforscht und entwickelt.

Gewagte Formen: Das modulare Empa-Forschungsgebäude NEST in Dübendorf.

Hightech-Wendeltreppe aus Betonelementen

Bei einem der Projekte in der STEP2-Unit des NEST kommt vom Entwurf bis zur Produktion ein komplett digitales Verfahren zum Einsatz. Für die Herstellung einer Betontreppe verwenden die Partner aus Forschung und Industrie ultrahochfesten faserverstärkten Beton und giessen diesen in von 3D-Druckern vorgefertigte Schalungen. Dadurch werden individuelle, sehr dünne und komplexe Formen möglich, die mit normalem Stahlbeton nicht realisiert werden könnten. Die einzelnen Treppenstufen werden auf der Baustelle auf einem hochmodernen Vorspannsystem befestigt. Diese Methode ermöglicht es, massgeschneiderte Betontreppen herzustellen – ohne Risiko, dabei viel Aufwand und Abfall zu produzieren.

«Unser Ziel ist es, den Beton mit verschiedenen Massnahmen in den nächsten 10 bis 15 Jahren CO2-neutral zu machen.»

Reto Largo, Innovation Manager und Geschäftsführer NEST

Beton effizienter machen

Das NEST hilft auch mit, Forschungsergebnisse aus Universitäten auf den Boden zu bringen. Zum Beispiel erprobten Forschende der ETH im NEST einen Betonboden, der 60 Prozent weniger Beton und 90 Prozent weniger Stahl braucht. Der internationale Schweizer Baustoffkonzern Holcim will diese Technologie nun zusammen mit der ETH Zürich marktfähig machen. Für Reto Largo ist dies ein Paradebeispiel für die Arbeit im NEST: «Wir wollen, dass Forschung und Wirtschaft am gleichen Strick ziehen. Im NEST bringen wir die einzelnen Player zusammen und sorgen dafür, dass sie in einer anregenden Atmosphäre mit wenig Risiko Ideen entwickeln, erstmals einsetzen und in der realen Welt schnell umsetzen können.» 

Inspirationsquelle für Baufachleute

Das NEST will nicht abgehoben sein und sucht gezielt den Kontakt mit der Öffentlichkeit, mit Handwerkern und Baufachleuten. Die Menschen hinter Bauprojekten haben generell keinen grossen Risikohunger. Im NEST können verrückte Ideen ohne grosses Risiko in einer reellen Umgebung ausprobiert und dann fit für den Markt gemacht werden. Wenn etwas funktioniert, profitieren alle. «Wir sehen uns als Inspirationsquelle für Bauprofis und laden diese zu uns ein. Vor Corona hatten wir über 1000 Besucherinnen und Besucher bei uns zu Gast – pro Monat. Leute in der Baubranche wollen Materialien berühren. Sie möchten mit eigenen Augen sehen, ob etwas funktioniert und ob es gut ausschaut», erklärt Reto Largo und sagt stolz: «Die meisten Gäste verlassen das NEST mit einem Lächeln im Gesicht.»

Einer Wirbelsäule nachempfunden. Die Wendeltreppe der Step2-Unit. Quelle: Digital Building Technologies – ETH Zürich

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