Dieses Gebäude hat es nicht nur in sich, sondern auch an sich: Kunst am Bau in Form eines Betonreliefs ziert seit einiger Zeit die Fassade der Stadtverwaltung in Schaffhausen. Entworfen hat es der international bekannte Künstlers Yves Netzhammer, der aus ebendieser Region stammt. Sein Zeichensystem bildet in diesem Werk die allgemeingültigen Bereiche und Symbole des Lebens ab. Bei näherer Betrachtung erkennt man Motive aus der Tier- und Pflanzenwelt sowie Darstellungen, die Teile des menschlichen Körpers abbilden. Was auf Netzhammers Plänen und Skizzen basiert, hat das Team der Külling AG im nahen Wilchingen in Beton umgesetzt.
Stärken zum Teamwork vereint
Wie Mitinhaber Felix Külling hervorhebt, war neben den Fachleuten aus seinem Team ein Steinmetz beteiligt, der für den Entwurf und die Nachbearbeitung zuständig war. Gegossen wurden die elf Platten mit groben Strukturen, danach folgte die Ausarbeitung der genauen Konturen und feinen Strukturen, was mit dem neuen Bearbeitungsroboter nach Skizzen des Künstlers geschah. «Dass es sich hier um Kunst handelt, ist schon etwas Besonderes», resümiert Felix Külling rückblickend. «Ich schätze unkonventionelle Herausforderungen wie diese, aber leider sind solche Aufträge selten.» Dass diese Zusammenarbeit zustande gekommen sei, habe damit zu tun, dass die Külling AG noch weitere Betonteile für die Neugestaltung des Verwaltungsbaus vorgefertigt habe. Dazu zählen Einfassungen für Fenster sowie Elemente, die an den Dachrändern zum Einsatz kamen.
Neben der gestalterischen Komponente musste auf der planerischen Seite die Konstruktion der Fassade mit den Befestigungsdetails ausgearbeitet werden. Hier spielte die Zusammenarbeit von Geschäftsführer Roland Külling und dem zuständigen Bauführer ins Teamwork hinein.
Vom Wettbewerb zum Gesprächsthema
Initiiert wurde das markante Bildersystem mit dem Titel «Rauben Tauben Trauben» drei Jahre zuvor anhand eines Projektwettbewerbs. Eine Jury, bestehend aus städtischen Verwaltungsmitgliedern und Kunstverständigen, hatte den Vorschlag von Yves Netzhammer aus 150 eingereichten Projekten ausgewählt. Die Einweihung wurde schliesslich im Frühjahr 2024 aufwändig inszeniert. Gemäss Berichterstattung der lokalen Medien sorgt die ungewohnt bunte Fassade mit den abstrahierten, beinahe ornamental wirkenden Bildern seither regelmässig für Diskussionen in der Bevölkerung. Dies, weil die Geschmäcker bekanntlich verschieden sind. Und weil das Relief an der Stadthausgasse aufgrund seiner Grösse auffällt, sodass es lange in Erinnerung bleibt. Jede der beinahe quadratischen Betonplatten hat eine Seitenlänge von über drei mal drei Metern, wie Felix Külling erklärt. «Und auch die rötlichen Farbtöne sind aussergewöhnlich», fügt er an. «Denn sie sind aus den alten bemalten Fassaden des Stadthausgevierts entnommen.»