Das frühere Warenhaus Oscar Weber an der Bahnhofstrasse in Zürich hat zwischen 2020 bis 2023 einen Wandel durchlebt. Nun heisst es «Swiss Life Brannhof» und dient als innovativ genutztes Geschäftsgebäude. Den Umbauarbeiten war eine aufwändige Planungsphase vorausgegangen, die über acht Jahre dauerte. Auf den Umgang mit der vorhandenen historischen Substanz legten die Projektverantwortlichen grossen Wert. Dies führte unter anderem dazu, dass rund 100 Jahre alte Malereien freigelegt und wiederhergestellt wurden. Ausserdem erstrahlt der ursprüngliche Lichthof jetzt in frischem Glanz – er wurde gemäss des früheren Aussehens umgestaltet und dient jetzt als Begegnungsraum. Über alle Bereiche hinweg betrugen die Kosten für die aufwändige Renovation rund 100 Millionen Franken.
Der Mischung auf der Spur
Der Kunststeinfassade der fünfstöckigen Immobilie kam in diesem Prozess eine spezielle Bedeutung zu. Beschädigte Platten wurden entfernt und originalgetreu nachproduziert. Den Auftrag erhielten die Spezialisten der AWAG Bärlocher GmbH aus Thal im Kanton St.Gallen. Sie ermittelten die Zusammensetzung des ursprünglich verwendeten Kunststeins. Dazu stellten sie verschiedene Muster aus Sand und Zement her und verglichen diese mit den Originalen, bis die Optik übereinstimmte. Anhand der Rezeptur, die feinkörniger ist als bei herkömmlichem Beton, wurden die Fassadenelemente im Werk nachproduziert und entsprechend abgeschliffen. Sie bestehen aus einem Vorsatz und Kernbeton mit Transportarmierung. Dank der Erfahrung des Bärlocher-Teams sind die neuen Elemente nicht von den historischen zu unterscheiden, die unterdessen umfassend gereinigt wurden.




Im Sinne des Denkmalschutzes
Dass die Fassade des revitalisierten Baus aus Beton besteht, ist für Uneingeweihte kaum erkennbar. «Zur Entstehungszeit des Baus arbeitete man aus finanziellen Gründen mit solchem Kunststein, denn dieser war günstiger als das Naturprodukt», erklärt Christian Bärlocher, und fügt an: «Heute verhält es sich übrigens genau umgekehrt.» Der Denkmalschutz sei ausschlaggebend dafür gewesen, dass die Projektleitenden bei der Sanierung erneut auf eine Fertigung mit Beton setzten, getreu dem Vorbild von damals. «Bemerkenswert ist, dass es sich hier um eine sehr frühe Form des Elementbaus handelt», hebt Christian Bärlocher hervor. «Das trifft man nicht allzu oft an, denn zu Beginn des 20. Jahrhunderts war die Vorfertigung weitaus weniger verbreitet als heute.» Er vermutet, dass der Entscheid für diese Fertigungsweise darauf beruht, dass mit Ortbeton kein so echt wirkendes Ergebnis erzielt werden kann.
Dauerhaft – auch in Zukunft
Insgesamt hat die AWAG Bärlocher GmbH knapp 500 Elemente für den «Swiss Life Brannhof» gefertigt. Wie Christian Bärlocher einräumt, wirkt diese Anzahl auf den ersten Blick recht hoch. «Doch tatsächlich ist es ist nur ein kleiner Bruchteil, wenn man sich bewusst macht, dass sich die Fassade über rund 1500 Quadratmeter erstreckt und mit tausenden Teilen dieser Art eingekleidet ist», sagt er. Nach wie vor stammen die meisten Fassadenelemente am «Swiss Life Brannhof» aus der Entstehungszeit. «Das macht einmal mehr deutlich, dass Beton ein extrem beständiges Material ist. Ich gehe davon aus, dass auch unsere neuen Elemente weit mehr als ein Jahrhundert überdauern.»
Swiss Life Brannhof, Zürich
Der neue Gebäudename «Swiss Life Brannhof» ist eine Hommage an den Warenhausgründer Julius Brann und erinnert an die historischen Wurzeln. Zugleich verweist er auf die baulichen Veränderungen und die neue Interpretation durch den Lebensversicherungskonzern. Das Gebäude präsentiert sich durch und durch zeitgemäss: Erdbebensicherheit, Brandschutz und Energieeffizienz entsprechen den heutigen Standards. Und auch nachhaltige Aspekte wurden berücksichtigt: Mit einem intelligenten Energiekonzept nutzen die Betreiber die Synergien zwischen Kälteerzeugung und Heizbedarf optimal.












































