Interview

«Ich bin gern dort, wo alles passiert»

Fabian Loacker führt in siebter Generation die Geschicke der Loacker AG aus Hauptwil TG. Das Unternehmen ist Spezialistin für vorfabrizierte Treppenelemente aus Beton. Im Interview verrät der 42-Jährige, warum er Hühnerhaut bekommt, wenn am Schluss alles zusammenpasst.

Fabian Loacker, welche drei Begriffe beschreiben Ihre Produkte aus Beton am besten?
Was wir herstellen, ist vielfältig, optisch ansprechend und aus meiner Sicht ganz einfach eine Meisterleistung.

Betonvorfabrikate werden für die verschiedensten Anwendungen hergestellt. Worin ist die Loacker AG besonders stark?
Wir haben uns auf Treppen spezialisiert – bei den Wendeltreppen sind wir top. Wir übernehmen jeweils das gesamte Projekt von der Planung bis zur Umsetzung. Dazu gehören die Statik und alles Drum und Dran.

Wie kam es zu diesem Fokus?
Unsere Firma ist 130 Jahre alt. Die Loackers von damals hatten eine Baufirma gegründet. Lange boten sie dabei alles rund ums Bauen an, insbesondere auch Sanierungen. Mein Grossvater und mein Vater leiteten schliesslich die Spezialisierung auf Betonelemente ein. Diese stellen wir seit 1979 her.

«Keine einzige unserer Treppen ist gleich wie die andere.»

Fabian Loacker

Was verbindet Sie mit dem Baustoff Beton?
Beton ist mein Leben – damit bin ich aufgewachsen. Bereits als 12-Jähriger habe ich in den Sommerferien im Familienbetrieb mit angepackt. Was mich schon damals faszinierte: Es steckt enorm viel Handarbeit in der Herstellung von Vorfabrikaten. Keine einzige unserer Treppen ist gleich wie die andere.

Wann sind Sie in Ihrem Element?
Wenn ich durch unsere Produktionshallen gehe. Hier wird konzentriert und sorgfältig gearbeitet. Und wir machen alles von Hand. Hier arbeitet der Schreiner, der die Schalungen herstellt, dort die Betonwerker, die armieren und betonieren. Wir haben auch einen Betonkosmetiker. Ich bin einfach gern dort, wo alles passiert.

Die meisten Menschen sehen den Beton wohl als einen brachialen Baustoff. Sie sprechen von Betonkosmetik. Was muss am Beton verschönert werden?
Wir legen viel Wert darauf, dass unsere Treppen keine Makel aufweisen. Dass sie schön aussehen, bis ins kleinste Detail. Dies verlangt Fingerspitzengefühl. So müssen etwa Transportlöcher vor Ort mit einem Reprofiliermörtel gefüllt werden. Auch die Kanten werden manchmal nachgebessert. Das kann nur jemand, der langjährige Erfahrung und ein Auge für die Schönheit des Werkstoffs hat.

Gibt es für Sie bei der Arbeit ganz besondere Momente?
Ja. Zum Beispiel, wenn ich eine unserer Treppen montiert auf der Baustelle sehe. Wenn alles zusammenpasst, es eine saubere Sache ist, dann bekomme ich Hühnerhaut. Wenn die Bauherrschaft, die Architekten und die Menschen, die in den Gebäuden wohnen, Freude haben. Das macht mich stolz.

Treppen sind sein Element. Fabian Loacker vor der Produktionshalle in Hauptwil TG.

Sie vertreten die Firma Loacker bereits in der 7. Generation. Was haben Sie von Ihren Vorgängern gelernt?
Fast alles. Mein Onkel war Technischer Zeichner. Mein Vater führte das Offertwesen. Von ihm habe ich gelernt, wie man ein Geschäft führt. Er war mein Mentor. Jetzt ist er im Verwaltungsrat und kommt noch ab und zu vorbei, um etwas Betonluft zu schnuppern. Er lässt mich machen.

Pflegen Sie einen besonderen Führungsstil?
Ganz ehrlich? Keine Ahnung. Am allerwichtigsten ist für mich, dass das Team passt. Eine familiäre Atmosphäre mit zufriedenen Mitarbeitenden, die gern zur Arbeit kommen, das ist mein Credo. Denn wenn sie nicht gern kommen, funktioniert der Betrieb nicht.

Spüren Sie den Fachkräftemangel?
Jein – vor eineinhalb bis zwei Jahren hatten wir eine Phase, in der wir Leute gesucht haben. Inzwischen haben wir wieder ein sehr gutes Team beieinander, das super harmoniert. Schwieriger ist es beim Nachwuchs. Letztes Jahr haben wir keinen Lernenden gefunden. Dabei ist Betonwerker ein sehr schöner Beruf.

Short Cuts

Das Schulhaus Burghalden in Baden. Es hat runde, gewendelte Treppen mit seitlicher Aufbordung. Die einzelnen Elemente sind 2,45 Meter breit und wiegen zwischen 8,5 und 9,5 Tonnen. Es war für uns ein Riesenprojekt mit langer Bauzeit. Und es war das letzte grosse Projekt, das ich mit meinem Vater zusammen realisiert habe.

Das neue Museumszentrum an der «Plateforme 10» in Lausanne. Die Architektur der beiden Portugiesen Manuel und Francisco Aires Mateus finde ich schlicht phänomenal.

Mudac Lausanne, Copyright Matthieu Gafsou

Foto: Matthieu Gafsou

Ich finde bei jedem Projekt einen Trigger und fange Feuer. Darum ist es ganz einfach das nächste Projekt, das auf uns zukommt.

Welches ist Ihre Lieblingstreppe?
Eine graue Sichtbetontreppe, schalungsglatt. So wie sie oft in modernen Gebäuden eingebaut werden. In Ausstellungshallen, in denen die Räume sehr gross sind, kommen sie besonders schön zur Geltung.

Welche Architektur finden Sie spannend?
Mir gefallen Projekte, in denen alt und neu gemischt wird. Holz und Beton zum Beispiel.

«Ich bin nicht so der Typ, der jedem neuen Trend folgt. Ich tüftle lieber selbst.»

Fabian Loacker
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Welche Trends verfolgen Sie, wenn es um die Weiterentwicklung der heutigen Baumaterialien – und insbesondere Beton – geht?
Ich bin nicht so der Typ, der jedem neuen Trend folgt. Ich tüftle lieber selbst. Ein Projekt, das wir ausprobiert haben, zusammen mit einem Heizungsspezialisten, waren Wandelemente aus Beton mit einer integrierten Luft-Wärme-Anlage. Dabei haben wir eine Spirale in die Wand eingebaut, die Wärme aus dem Boden zieht. Wir haben gemerkt, in südlichen Ländern würde es funktionieren, bei uns ist es zu kalt. Darum haben wir das nicht weiterverfolgt.

Wann sind Sie durch und durch in Ihrem Element?
Eigentlich immer. Ich verbringe viel Zeit im Geschäft. Ich bin im Büro voll dran, und in der Produktionshalle voll dran. Und dann habe ich noch das Fischen. Das ist mein Hobby. Die Momente an Seen und Flüssen – meistens in Frankreich – sind die Momente, in denen ich mich entspanne. Dann stelle ich das Telefon aus.

Fabian Loacker

Fabian Loacker hat eine Lehre als Betonwerker absolviert und arbeitete danach auf dem Bau, unter anderem auch zwei Jahre lang für eine Sanitärfirma. Mit 24 stieg der heute 42-Jährige in den Familienbetrieb ein. Im Herbst 2021 übernahm er in siebter Generation die Geschäftsleitung der Loacker AG mit 12 Mitarbeitenden. 

Interview

«Wir sind ein eingespieltes Dreamteam»

Die saw gruppe in Widnau im St.Galler Rheintal ist mit 130 Mitarbeitenden in verschiedenen Bereichen rund um die Vorfabrikation von Betonelementen tätig. Geführt wird das Unternehmen in dritter Generation von zwei Geschwisterpaaren. Dabei erweisen sich die Cousins Marcel, Sabrina, Andre und Alex Schmitter als perfekt aufgestelltes und eingespieltes Team.

Welches sind die Vorteile eines inhabergeführten Familienunternehmens gegenüber einer Firma, die von Managern geleitet wird?
Sabrina Schmitter: Die Nachhaltigkeit von Entscheiden und Investitionen ist uns wichtig. Das war bei unseren Vätern schon so. Wir würden nicht bereits in der dritten Generation geschäften, wenn unsere Vorfahren nicht schon so gedacht und gehandelt hätten.
Marcel Schmitter: Alle ticken gleich und wir arbeiten für die gleichen Ziele.
Alex Schmitter: Die kurzen Entscheidungswege sind ein Riesenvorteil. Wir sind uns einig, dass wir als Familienunternehmen nachhaltige Entscheidungen treffen wollen. Wir sind als dritte Generation ein eingespieltes Dreamteam.
Andre Schmitter: Wir bauen und sanieren so, dass es hält. Zudem investieren wir ausschliesslich mit langfristigem Horizont und haben ein grosses Qualitätsbewusstsein. Das zahlt sich mit der Zeit immer aus. Und die nächste Generation profitiert.

Welches sind die Nachteile einer Geschäftsleitung, die aus Familienmitgliedern besteht?
Marcel Schmitter: Vielleicht ist die Hemmschwelle kleiner.
Sabrina Schmitter: Es besteht die Gefahr, dass man sich eher zu stark einsetzt – weil es eben für die Familie ist.
Andre Schmitter: Ja, wir geben alles, sind mit Emotionen und mit Herzblut dabei.
Alex Schmitter: Natürlich ist die Grenze von Privatleben und Geschäft in unserer Konstellation fliessend. Es ist kaum zu verhindern, dass bei Familientreffen das Unternehmen zur Sprache kommt.
Sabrina Schmitter: Tatsächlich, das Thema kommt fast immer irgendwann auf den Tisch.

Wie kam es zu dieser Nachfolgekonstellation?
(allgemeines Gelächter)

Weshalb lachen Sie?
Sabrina Schmitter: Weil wir alle auf grossen Umwegen ins Unternehmen kamen.
Alex Schmitter: Ich zum Beispiel war Oberstufenlehrer …
Marcel Schmitter (lachend): Ja, du bist der Klügste der Familie …
Andre Schmitter: Für mich war immer klar, dass ich mit den Händen arbeiten will.
Sabrina Schmitter: Bei jedem war es anders, ich arbeitete auch mal als Polizistin. Und jetzt staunen wir, wie geschmeidig die Konstellation funktioniert.
Andre Schmitter: Es ist doch super und ein Privileg, wenn man mit dem Bruder, der Cousine und den Cousins zusammenarbeiten kann.

Hätten Sie sich auch eine andere Karriere vorstellen können ausserhalb des Familienbetriebes?
Marcel Schmitter: Ich spreche, glaube ich, für alle, wenn ich sage, dass es von den Eltern keinen Druck gab, ins Unternehmen einzusteigen. Bei mir war es so, dass mich mein ehemaliger Chef im Transportunternehmen dazu motivierte. Er sagte: Diese einmalige Chance musst du nutzen, Marcel!

Was bedeutet Ihnen der Werkstoff Beton?
Andre Schmitter: Ich halte täglich Beton in den Händen und arbeite damit. Für mich bedeutet Beton, etwas zu erschaffen, das man sieht. Und ich finde beeindruckend, welche Vielfalt von Farben und Formen Beton zulässt.
Sabrina Schmitter: Tatsächlich, mir gefallen besonders die verschiedenen Oberflächenstrukturen.
Alex Schmitter: Für mich bildet Beton die Basis. Beton braucht es überall.
Marcel Schmiter: Lustig, ich überlegte mir bisher noch nie, was mir Beton bedeutet. Es ist ein spannender Werkstoff mit unbegrenzten Möglichkeiten. Mit Beton kann man wirklich alles machen.

«Ein grosses Familienunternehmen gehört niemandem allein. Man denkt einfach weiter, an die nächste Generation – und ist demütig.»

Marcel Schmitter

Welches sind Ihre ersten Erinnerungen an Beton?
Sabrina Schmitter: Wir alle wuchsen mit Beton auf und waren seit Kindsbeinen auf dem Werksgelände.

Ihr Grossvater gründete das Unternehmen. Ihre Väter führten den Betrieb weiter und bauten ihn aus. Nun sitzen Ihre Väter im Verwaltungsrat. Was heisst das für Sie beziehungsweise für die strategischen Entscheide?
Alex Schmitter: Wir schätzen die Unterstützung unserer Väter sehr und sind froh, dass wir auf ihre Erfahrung zurückgreifen können. Weil unser Grossvater Adolf Schmitter früh verstarb, fehlte unseren Vätern diese Möglichkeit.

Was haben Ihre Väter richtig gemacht?
Alex Schmitter: Mir imponiert, wie sie uns Junge im Übergangsprozess die Erfahrungen selber machen liessen und gleichzeitig immer eng begleiteten – bis heute übrigens.
Sabrina Schmitter: Unsere Väter sorgten mit guten Entscheiden dafür, dass wir nun als dritte Generation nachkommen.
Andre Schmitter: Sie zeigten ein enormes Engagement und sind ein Vorbild für uns.
Marcel Schmitter: Ein grosses Familienunternehmen gehört niemandem allein. Man denkt einfach weiter, an die nächste Generation – und ist demütig. Wir tragen heute die Verantwortung für 130 Mitarbeitende und sorgen dafür, dass die nächste Generation keinen Scherbenhaufen übernehmen und aufräumen muss.

 

Unternehmensleitung in Familienhand: Marcel, Andre, Alex und Sabrina Schmitter

Sie sind mit Ihren Unternehmungen im den Bereichen Betonelemente, Fassaden, Tragkonstruktionen, Betonwerk, Logistik, Entsorgung und Vermietung tätig. Ist das nicht ziemlich komplex?
Alex Schmitter: Wenn man das Unternehmen von aussen betrachtet, kann es auf den ersten Blick tatsächlich kompliziert ausschauen. Wir sind intern jedoch top organisiert und haben die einzelnen Bereiche sauber aufgeteilt, das macht die Sache einfach. Und: Wir profitieren von vielen Synergien.

Ihr Unternehmen befindet sich im St.Galler Rheintal ganz im Osten der Schweiz an der Grenze zu Österreich – was heisst das für Sie?
Sabrina Schmitter: Wir sehen die Lage am Rande der Schweiz nicht als Nachteil. Wir zeichnen einfach einen halben Kreis und keinen Ganzen.
Marcel Schmitter: Die Lage bringt Vor- und Nachteile. Wir profitieren zum Beispiel von qualifiziertem Personal aus Österreich und aus Deutschland und von Lieferanten aus dieser Region. Gleichzeitig arbeiten wir nur in der Schweiz und haben manchmal weitere Wege.
Alex Schmitter: Das sind wir uns allerdings gewohnt und ein eigener Gleisanschluss macht den Transport einfach und ökologisch. Das Gleis gibt es seit 1924 – strategisch ein bis heute bedeutender Entscheid unseres Grossvaters. Wir transportieren rund 250’000 Tonnen Kies, Sand, Zement und sonstige Güter pro Jahr mit der Bahn. Das ist richtig viel.
Andre Schmitter: Mit der Digitalisierung sind Distanzen sowieso weniger wichtig geworden in den letzten Jahren.

Sichtwort Digitalisierung: Welche Entwicklungen im Bereich Betonvorfabrikate beschäftigt Sie?
Marcel Schmitter: Alles rund um den 3D-Druck beschäftigt uns natürlich sehr. Es handelt sich um einen Branchentrend. Damit produzieren wir schlanker, und es gibt noch mehr Möglichkeiten für Freiformen.
Andre Schmitter: Wir realisierten in den letzten Jahren sehr komplexe und komplizierte Projekte – und diese nehmen in Zukunft wohl eher zu. Vor allem im Fassadenbau werden die Elemente immer dünner und gleichzeitig grösser. Da muss man in der Produktion fit sein.
Alex Schmitter: Vieles hat mit Ästhetik zu tun – und das gefällt uns.
Sabrina Schmitter: Wir sehen die neuen Entwicklungen als Herausforderung, die wir gerne annehmen – zum Beispiel das digitale Planen mit der BIM-Technik.

«Wir alle wuchsen mit Beton auf und waren seit Kindsbeinen auf dem Werksgelände.»

Sabrina Schmitter
Short Cuts

Der «Weisse Würfel» der Hilty Art Foundation in Vaduz. Wir realisierten die Fassade des privat finanzierten Museums aus weissem Marmorbeton.

©Valentin Jeck, Stäfa

Die neue Swiss Life Arena in Zürich ist ein eindrückliches Bauwerk aus Beton. Leider nicht von uns.

©ZSC Lions AG

Ein Eiffelturm aus Beton, das wäre ein Traumprojekt.

Wie schätzen Sie heute die Entwicklung der Baukonjunktur ein: Stichworte Teuerung, knapperes Material, Unsicherheiten?
Marcel Schmitter: Unserer Meinung nach wird hier alles etwas zu warm gekocht. In der Schweiz ist der Wohnraum nach wie vor knapp. Es wird weiterhin viel gebaut.
Alex Schmitter: Ja, wir verfallen hier nicht in Panik. Es gibt auch im Bereich Infrastruktur weiterhin viel zu tun.

Wie wirken sich die steigenden Energiepreise auf Ihr Geschäft aus?
Alex und Marcel Schmitter: Das ist tatsächlich ein grosses Thema. Wir erleben momentan eine Verdoppelung des Strompreises und eine Verdreifachung des Gaspreises.
Sabrina Schmitter: Durch die aktuellen Entwicklungen müssen wir unsere Preise regelmässig erhöhen. Früher reichte eine Preisliste pro Jahr. Jetzt müssen wir wegen der Zuschläge die Preislisten mehrmals jährlich anpassen.

Eine Herausforderung für die gesamte Baubranche ist die Nachhaltigkeit. Welche Massnahmen ergreifen Sie im Unternehmen?
Alex Schmitter: Wir waren und sind als Unternehmen in Sachen Energieverbrauch schon immer sparsam. Mit der vermehrten Nachfrage von Recycling-Beton kommt eine Stärke von uns zum Tragen. Zudem können wir mit dem eigenen Entsorgungspark den Kreislauf selbst schliessen.
Marcel Schmitter: Regionale Baustoffe und der Transport auf der Schiene gehören ebenso zur Nachhaltigkeit. Hinzu kommt, dass unsere Produkte hochwertig und damit langlebig sind. Auch das ist ein Beitrag zur Schonung der Ressourcen.

Wie und wo sehen Sie die Zukunft des Betons?
Sabrina Schmitter: Hier kann ich wohl für uns alle sprechen, wenn ich sage, dass auch unsere Nachfahren Beton brauchen werden. Das Material ist langlebig, regional erhältlich und rezyklierbar. Holz kann Beton nicht ersetzen, dafür ist Beton zu wichtig, zu vielseitig und ein zu spannendes Baumaterial. Immerhin ist Beton direkt nach Wasser das zweitwichtigste Material der Welt.

«Ich halte täglich Beton in den Händen und arbeite damit. Für mich bedeutet Beton, etwas zu erschaffen, das man sieht. Und ich finde beeindruckend, welche Vielfalt von Farben und Formen Beton zulässt.»

Andre Schmitter

Marcel Schmitter

Geschäftsführer Betonwerk & Logistik und Verkauf Betonwerk
Er ist in der Familie der Kaufmann mit Erfahrung im Transportgewerbe.

Sabrina Schmitter

Assistenz der Geschäftsleitung & Marketing
Sie ist die Alleskönnerin der Schmitters: Hochbauzeichnerin. Bautechnikerin. LKW-Fahrerin und Polizistin.

Andre Schmitter

Produktion
Der Maurer und vielseitig talentierte Mann fürs Handwerkliche. So jemanden wünscht man sich in jeder Familie.

Alex Schmitter

Geschäftsführer Vermietung & Administration
Er war Oberstufenlehrer für Mathematik und Physik und gilt als der Denker in der Familie Schmitter.

Interview

«Beton wird mit dem Alter stärker»

Thomas Rohr beschäftigt sich seit drei Jahrzehnten intensiv mit der Verbesserung von Kanalisationsrohren aus Beton. Wenige kennen sich in dieser Disziplin so gut aus wie er. Der Bauingenieur ist Mitglied bei Normenvereinigungen und Dozent für Siedlungsentwässerung. Dabei richtet sich sein Blick stets nach vorne, in die Zukunft der Kanalisationsrohre.

Thomas Rohr, Sie befassen sich seit Jahrzehnten mit Fragen und Forschung rund um das Thema Kanalisation. Was fasziniert Sie besonders am Thema?
Grundsätzlich ist es so: Bei einer Entwässerung oder bei der Abwasserentsorgung wollen wir unsere Gewässer so wenig als möglich belasten. Da es weder ökologisch noch ökonomisch ist, alles Abwasser über eine Kläranlage zu leiten, braucht es Regeln und Grenzen, um den Wasserkreislauf zu jeder Zeit aufrechterhalten zu können. Es müssen viele Komponenten zusammenstimmen, damit ein solches Bauwerk funktioniert und wirtschaftlich ist. Betonrohre haben sich in der Kanalisation bewährt und sind zukunftsträchtig. Da mitzuarbeiten, ist faszinierend und lohnend.

Sie tönen es an: Die ersten Betonkanäle stammen aus dem Jahr 1863 und wurden in Basel eingebaut. Wo liegen die entscheidenden Fortschritte des Betonkanals in den letzten 160 Jahren?
Auf den ersten Blick würde ich sagen, dass abgesehen davon, dass das Abwasser noch immer von oben nach unten läuft und wir nach wie vor runde Rohre verwenden, sich tatsächlich alles geändert hat. 1863 wurden die Rohre noch mit Stampfbeton hergestellt, heute produzieren wir die Rohre mit hoch entwickelten Produktionsanlagen. Die Herstellverfahren, Qualität und Anwendungstechnik von Rohren und Schächten aus Beton und Stahlbeton wurden ständig weiterentwickelt, um den Anforderungen an Abwasserleitungen und -kanäle hinsichtlich Dauerhaftigkeit, Dichtheit, Tragfähigkeit und Funktionssicherheit gerecht zu werden.

«Die Digitalisierung macht auch bei der Produktion von vorfabrizierten Betonbauteilen nicht Halt.»

Und wie weit ist die Technik heute im digitalen Zeitalter?
Die Digitalisierung macht auch bei der Produktion von vorfabrizierten Betonbauteilen nicht Halt. Heute werden die Schachtunterteile mit 3D-Fräsanlagen objektspezifisch hergestellt. Um die notwendigen Modelldaten zu erhalten, sind in der letzten Zeit digitale Konfiguratoren entwickelt worden, die auch als Grundlage für die hydraulischen und statischen Bemessungen verwendet werden können. Dies bedeutet, wir bauen heute auch in der Entwässerungstechnik erst einen digitalen Zwilling und dann setzen wir das Bauobjekt um.

Weshalb verwendet man noch heute Beton für Kanalisationsrohre?
Seit 1863 hat sich bei der Art des Abwassers wenig geändert. Bei dem häuslichen Schmutzwasser und Regenwasser wurde die Menge grösser, die chemische Zusammensetzung blieb jedoch ähnlich. Bei dem Industrie- und Gewerbeabwasser hat sich die chemische Zusammensetzung allerdings geändert. Dies hat Einfluss auf die Nutzungsdauer einer Abwasserleitung. Und genau in diesem Bereich hat der Beton einen grossen Vorteil. Beton wird mit dem Alter nicht schwächer, sondern eher stärker. Beton können wir mit einfachen Mitteln reparieren und renovieren, ohne dass wir die Bauteile auswechseln müssen.

Thomas Rohr, Projektleiter bei der MÜLLER-STEINAG Gruppe, ist Bauingenieur und Kanalisationsexperte.

Ist beim Beton schon alles erforscht oder gibt es noch Wissenslücken?
Ich glaube, es gibt im Rohrmarkt keinen anderen Werkstoff, der so genau untersucht und analysiert worden ist, wie Beton beziehungsweise Stahlbeton. Heute diskutieren wir über den Rohrpreis, der in etwa 2 bis 4 Prozent des Gesamtpreises eines Rohreinbaus ausmacht. Wir sprechen dabei interessanterweise nie über die Werterhaltungskosten über eine bestimmte Nutzungsdauer. Dabei müssen wir Rohre und Schächte aus Beton und Stahlbeton als Ganzes betrachten, sie sind effizient, widerstandsfähig und verlässlich in ihrer Leistung, von der Produktion bis zur Wiederverwertung. Dadurch bieten die Bauteile zahlreiche Vorteile, die sie zu einer optimalen Wahl für Abwassersysteme machen.

Wo liegt der Vorteil gegenüber Kunststoffrohren?
Das werde ich oft gefragt und ich finde dies eine dumme Frage. Wir kennen mehr als 30 verschiedene Rohrarten und -typen. Und vermutlich hat jeder Rohrwerkstoff oder Typ seine Berechtigung auf dem Markt.

Das ist eine sehr diplomatische Aussage. Was ist nun Sache, welcher Rohrtyp ist besser?
Bei dieser Frage will man sicher hören, dass ein Betonrohr zu 82,1 Prozent aus Sand und Kies, aus 5,1 Prozent aus Wasser und zu 12,8 Prozent aus Zement besteht und ein Kunststoffrohr zu 100 Prozent aus Erdöl- oder Erdgasrohstoffen produziert wurde. Oder, dass ein Betonrohr zu 100 Prozent wiederverwertet werden kann und ein Kunststoffrohr in der Regel einer thermischen Verwertung zugeführt wird. Oder, dass Betonrohre gegenüber anderen Rohrmaterialien keinen Mikroplastik verursachen.

So weit ist uns das bekannt. Doch welches Material ist nun im Vorteil?
Sagen wir es so: Was die Rohre und Schächte aus Beton und Stahlbeton so optimal für die unterschiedlichste Anwendungsbereiche macht, ist das besondere Potenzial für die nahezu grenzenlosen Formbarkeit. Kein anderer Werkstoff kann in den verschiedensten Formen vorfabrizierte Profilrohre anbieten.

Sie verfolgen und prägen die Entwicklung von Rohren aus vorgefertigtem Beton seit Jahrzehnten. Wohin führt sie oder anders gefragt: Welche neuen Technologien prüfen Sie?
Durch die modellbasierten geometrischen Modelldaten können wir exakte Produkteigenschaften zur Verfügung stellen, und diese zum Beispiel für hydraulische Simulationen brauchen. Dadurch können wir Werkzeuge zur Verfügung stellen, die eine noch präzisere Projektplanung ermöglichen und die Baustellenabläufe noch besser optimieren lassen. Die nächsten Schritte werden die Einführungen einer automatisierten Qualitätskontrolle sein oder die digitale Erkennung der Informationen an dem Bauteil.

«Es macht keinen Sinn, dass wir nun die bestehenden Kanalisationen einfach durch grössere Rohre ersetzen.»

Die Klimaerwärmung stellt mit vermehrtem Starkregen auch an die Kanalisation höhere Ansprüche, damit sie die grossen Wassermengen fasst. Wie schaffen Sie das technisch?
Solche Ereignisse sind in der Regel sehr kurzfristig. Es macht keinen Sinn, dass wir nun die bestehenden Kanalisationen einfach durch grössere Rohre ersetzen. Obwohl dies für uns Hersteller ein Glücksgriff wäre, und unsere Produktion wäre über mehrere Jahre sichern würde. Aber es macht mehr Sinn, dass die grösseren Regenmengen kurzfristig zwischengespeichert werden, entweder an der Oberfläche oder unter Terrain. Solche Massnahmen funktionieren nur, wenn die Wassermengen geführt und geregelt abgeleitet werden. In diesem Bereich sind noch einige Investitionen notwendig.

Thomas Rohr, was wünschen Sie sich für den Schweizer Kanalisationsbau?
Durch die Einführung des Berufes von Entwässerungspraktikern und -technologen verfügen wir in der Schweiz über Fachpersonen, die ihr Handwerk im Unterhalt und in der Wartung verstehen. Ich hoffe, dass dieser Beruf bestehen wird und genügend Nachwuchs hat. Ich wünsche mir, dass es viele Leute gibt, die etwas in der Abwasserentsorgung bewirken wollen und Werkzeuge für wirkungsvolle Entwässerungsprozesse entwickeln. Ich hoffe auch, dass es weiterhin Produzenten von Betonvorfabrikaten gibt, die den Nachwuchs fördern und die in den wunderbaren Werkstoff Beton viel Zeit und Geld investieren. Damit unterstützen sie die Forschung und Entwicklung im Bereich der Entwässerungstechnik.

Thomas Rohr

Der Bauingenieur ist ein ausgewiesener Fachmann für Kanalisationsbau mit über 30 Jahren Erfahrung. Zuerst arbeitete Thomas Rohr als Ingenieur in einem privaten Büro und seit 1994 als Produkt Manager und Projektleiter bei der MÜLLER-STEINAG Gruppe. Rohr ist unter anderem Mitglied bei Normenvereinigungen sia 190 Kanalisationen und bei der VSA als Co-Leiter CC Kanalisationen. Zudem ist er Dozent beim CAS Siedlungsentwässerung an der Berner Fachhochschule.

Mehr Informationen

Wie Schweizer Hersteller von vorfabrizierten Kanalisationsrohren im Untergrund wirken, erfahren Sie hier: aqua-eco.ch

Erfolgreicher Lehrabschluss

Lehre erfolgreich abgeschlossen

Die Branche der Betonvorfabrikanten begrüsst fünf neue Betonwerker in ihren Reihen. Sie haben ihre dreijährige Lehre erfolgreich abgeschlossen und sind nun bestens für die berufliche Laufbahn gerüstet. Am besten abgeschlossen hat Emir Kurtalic (STEINAG Rozloch AG) mit einer Gesamtnote von 5,2.

Bei der Qualifikationsfeier im Restaurant «Die Giesserei» in Zürich-Oerlikon durften fünf frisch gebackene Betonwerker ihr eidgenössisches Fähigkeitszeugnis entgegennehmen. Emir Kurtalic, der seine Lehre bei der STEINAG Rozloch AG absolvierte, schloss als Jahresbester mit der Note 5,2 ab. Leider konnte er an der Feier nicht teilnehmen.

Die Lehre ebenfalls erfolgreich abgeschlossen haben ausserdem: Ahmadi Nawruz (Külling AG), Giovanni Corapi (Loacker AG), Samir Jakupovic (Sebastian Müller AG) und Raphael Raths (Sebastian Müller AG).

Von links nach rechts: Giovanni Corapi (Loacker AG), Ahmadi Nawruz (Külling AG), Raphael Raths (Sebastian Müller AG), Albin Weber (Chefexperte und Lehrperson an der Berufsfachschule Zofingen), Samir Jakupovic (Sebastian Müller AG). Nicht auf dem Foto: Emir Kurtalic (STEINAG Rozloch AG)

Die Ausbildung zum/zur Betonwerker/in dauert drei Jahre und schliesst mit dem eidgenössischen Fähigkeitszeugnis ab. Der Regelunterricht findet an der Berufsfachschule in Zofingen AG statt. Zudem nehmen die Lernenden an 60 überbetrieblichen Kurstagen in den Maurerlehrhallen in Sursee teil. Die Anforderungen für eine Lehre als Betonwerker/in sind insbesondere handwerkliches Geschick und technisches Verständnis. Auch die Mathematik ist elementarer Bestandteil der Ausbildung. In der Deutschschweiz bilden 24 Lehrbetriebe Betonwerker/innen aus.

Interview

«Unser Grossvater ist stolz auf uns – und wir auf ihn»

Alexander und Tobias Stüssi werden bald in dritter Generation gemeinsam das Familienunternehmen Stüssi Betonvorfabrikation AG in Dälllikon bei Zürich übernehmen. Die Brüder, die drei Jahre versetzt am gleichen Tag zur Welt kamen, ergänzen sich mit ihren Unterschieden. Alexander Stüssi ist technisch versiert, sein jüngerer Bruder Tobias kennt sich in organisatorischen Dingen aus.

Alexander und Tobias Stüssi, wann kamen Sie zum ersten Mal mit Beton in Berührung?
Alexander Stüssi: Das ist tatsächlich lange her. Als Jugendlicher half ich regelmässig im Betrieb mit. Buben finden Technik, Bauen und Kräne meist ja sowieso spannend.

Tobias Stüssi: Ja, auch ich kam in unserer Firma bei einem Sommerjob als Jugendlicher in Kontakt mit Beton.

«Für mich steht Beton für Entwicklung, für Zukunft. Beton ist DER essenzielle Baustoff, unser tägliches Brot.»

Alexander Stüssi

Was bedeutet Beton für Sie?
Tobias Stüssi: Salopp gesagt ist Beton gleichzeitig ziemlich einfach und recht kompliziert. Eigentlich braucht es für Basisbeton nicht viele Zutaten. Mit höheren Ansprüchen wird die Sache jedoch schnell hochkomplex und führt in Bereiche wie Chemie, Physik, Design oder Ökologie.

Alexander Stüssi: Für mich steht Beton für Entwicklung, für Zukunft. Beton ist DER essenzielle Baustoff, unser tägliches Brot. Mit Beton ist fast alles möglich, es ist superspannend, mit Beton zu arbeiten.

Ihr Grossvater gründete das Unternehmen. Deren Söhne, Ihr Vater und Ihr Onkel, führten den Betrieb weiter und werden ihn bald an Sie übergeben. War Ihr Weg vorbestimmt?
Alexander Stüssi: Bei uns hat es nie geheissen: Sohn, du musst die Firma übernehmen. Vielmehr wächst man einfach damit auf. Man sieht, was Grossvater, Vater und Onkel machen, interessiert sich dafür und realisiert, dass die Familie für diese Arbeit steht. Das wollen wir weiterführen.

Tobias Stüssi: Lange hatte ich keinen Kontakt zum Unternehmen. Erst nach dem Studium entstand wieder Nähe. Ich hatte genügend Zeit, mir zu überlegen, ob ich im Familienbetrieb einsteigen wollte.

Wie läuft es mit der Aufteilung?
Alexander Stüssi: Da gibt es keine Probleme, weil wir in klar getrennten Bereichen tätig sind mit überschaubaren Schnittstellen.

Tobias Stüssi: Wir ergänzen uns sehr gut. Alexander ist kompetent im Baubereich und sehr engagiert und zuverlässig. Meine Domäne ist das Büro.

Wie verstehen Sie sich als Brüder in diesem Setting?
Tobias Stüssi: Wir lernten uns in den letzten Monaten neu kennen – und von einer anderen Seite. Wir wuchsen gemeinsam auf, machten unabhängig voneinander Ausbildungen und sammelten Lebenserfahrung. Nun sind wir auch beruflich gemeinsam unterwegs.

Alexander Stüssi: Unser gegenseitiges Vertrauen ist stark. 

Wie läuft die berufliche Ablösung von Vater und Onkel?
Alexander Stüssi: Ich übernehme seit letztem Jahr den Part meines Onkels, der sich langsam aus dem Berufsleben zurückzieht. Tobias ist auf bestem Weg, die Führung der Administration und Organisation von unserem Vater zu übernehmen.

Tobias und Alexander Stüssi schreiben die Betongeschichte ihrer Familie fort.

Was sagt der Grossvater dazu?
Alexander Stüssi: Unser Grossvater ist sehr stolz, dass nun bereits die dritte Generation die Zügel der Firma in die Hand nimmt. Er legte mit dem Unternehmen den Grundstein für die ganze Familie. Wir sind ihm sehr dankbar dafür.

Was bleibt mit Ihnen gleich?
Tobias Stüssi: Das hohe Engagement und die Leidenschaft für Betonvorfabrikate und für das Unternehmen möchte ich beibehalten. Freude haben an der Arbeit und etwas Positives bewirken, das wurde uns vorgelebt. Ich will stolz sein, wenn ich nach zwanzig, dreissig Jahren zurückschaue.

Führen Sie Ihre Mitarbeitenden anders als die Generation vor Ihnen?
Alexander Stüssi: Unser Grossvater, Vater und Onkel sind wie wir gradlinige und ehrliche Menschen. Wir sagen, wenn uns etwas gefällt oder eben nicht. Hier fahren wir mehr oder weniger die gleiche Linie. Wir schätzen unsere Mitarbeitenden sehr und wollen möglichst nahe am Geschehen sein. Wir respektieren das Können und den Einsatz der Mitarbeitenden. Und diese sehen, was wir machen. So akzeptieren wir uns gegenseitig.

Ihr Unternehmen befindet sich im Zentrum der Wirtschaftsregion Zürich. Was heisst das für Sie?
Tobias Stüssi: Dällikon liegt am Tor zur Stadt Zürich und nahe bei Baden. Dieser urbane Standort prägt uns. Hier läuft sehr viel. Wir befinden uns in der Nachbarschaft von Google und Microsoft und erleben mit, was in anderen Bereichen passiert. Das gibt uns viel Input. Auch müssen wir uns als Arbeitgeber in dieser kompetitiven Umgebung beweisen.

Short Cuts

Unser Aushängeschild ist aktuell das Projekt «Three Point», an dem wir mitarbeiten. In Dübendorf werden die drei höchsten Wohntürme der Schweiz erstellt. Wir liefern die Balkonelemente.

Die Tessiner Superbatterie «Energy Vault», die nachhaltig produzierten Strom speichert. So könnte unsere Energiezukunft aussehen.

Bei einem privat finanzierten Wohnhaussystem wären wir gerne dabei, das günstiges, jedoch wertiges Wohnen im Raum Zürich ermöglicht – und in Sachen Nachhaltigkeit und Technik vorbildlich ist. 

Welche Entwicklungen im Bereich Betonvorfabrikate verfolgen Sie?
Tobias Stüssi: Ich interessiere mich stark für die Bereiche Digitalisierung, 3D-Planung und moderne Prozessabläufe.

Alexander Stüssi: Trends wie schlankes Bauen oder filigrane Betonkonstruktionen verfolge ich eng und freue mich immer, wenn ich eine schön strukturierte Betonfassade an einem modernen Gebäude sehe.

«Die Nachhaltigkeit ein Thema, das uns sehr beschäftigt. Wir setzen auf ressourcenoptimierte Betonmischungen und effizientere Produktionsprozesse.»

Tobias Stüssi
Alexander Stüssi (unten) und Tobias Stüssi (oben) wollen hoch hinaus mit Betonfertigelementen.

Wo sehen Sie Herausforderungen?
Tobias Stüssi: Sicher ist die Nachhaltigkeit ein Thema, das uns sehr beschäftigt. Wir setzen mit ressourcenoptimierten Betonmischungen bereits einiges um in diesem Bereich. Zum Thema gehört auch der sorgsame Umgang mit Energie, aus ökologischen und finanziellen Gründen.

Alexander Stüssi: Bei unserem Grossvater waren Rohstoffe sehr teuer, dafür die Arbeitsstunden günstig. Bei unserem Vater und Onkel waren Rohstoffe günstig, dafür die Arbeitsstunden teuer. Wir kämpfen – Stand heute – mit knappen und teuren Rohstoffen, Lieferschwierigkeiten, viel Wettbewerb auf dem Arbeitsmarkt sowie mit teuren Arbeitsstunden. Herausforderungen, denen wir uns stellen.

Schlussfrage: Wie ist es als Brüder, wenn man am gleichen Tag Geburtstag hat?
Tobias Stüssi: Es ist cool! Das mag wohl etwas überraschen. Als Kinder feierten wir unsere Geburtstage immer gemeinsam und haben dann alle unsere Gspänli eingeladen und zusammen gebastelt, Kuchen gegessen und so weiter.

Alexander Stüssi: Bei uns war es nie ein Thema, dass man am Geburtstag nicht die ganze Aufmerksamkeit geniesst. Und heute ist es angenehm, weil wir nie des anderen Geburtstag vergessen 😉.

Alexander Stüssi

34 Jahre, ist gelernter Zimmermann. Vor seinem Studium zum Bauingenieur arbeitete er bereits einige Jahre in der Produktion und als Montagepolier im Familienunternehmen. Im August 2021 kehrte er mit beruflicher Erfahrung als Ingenieur im konstruktiven Hochbau zur Stüssi AG zurück, leitet dort seither den Bereich Planung und ist als Bauleiter tätig.

Tobias Stüssi

31 Jahre, absolvierte eine KV-Lehre in einem Speditionsunternehmen und schloss ein BWL-Studium ab. Er ist seit 2017 im Familienunternehmen tätig, vor allem in der Administration und Organisation. Allerdings springt er auch immer wieder in der Fertigung ein. Zurzeit bildet sich Tobias Stüssi an der Fachhochschule Nordwestschweiz im technischen Bereich weiter.

Interview

«In unseren Adern fliesst Beton»

Hendrix Müller führt den Produktionsstandort Rickenbach/LU der familieneigenen MÜLLER-STEINAG Gruppe. Er ist fasziniert vom vielfältigen Baustoff Beton und setzt alles daran, diesen umweltfreundlicher zu machen. Er bezeichnet sich selbst als «Early Adopter», als jemanden, der technische Neuerungen besonders schnell in den Alltag integriert.

Hendrix Müller, wann kamen Sie das erste Mal bewusst mit vorfabriziertem Beton in Berührung?
In meiner Kantonsschulzeit machte ich immer wieder Ferienjobs im Betrieb. Ich arbeitete in der Polymerbetonfertigung und liebte es. Später war ich eine Zeitlang auf einem Bauernhof tätig, wo wir für den Bau eines Freiluftstalles die Roste, Güllerinnen und Liegeplätze für die Kühe teilweise selbst betonierten. Und ich war auch schon als Lastwagenchauffeur mit Beton unterwegs.

Und heute?
Ich komme tagtäglich mit Beton in Berührung – und zwar wortwörtlich. Wenn ich durch die Betriebshallen gehe, berühre ich immer wieder das Material. Das Haptische ist mir wichtig. Und kürzlich wechselte ich bei mir Zuhause einige Verbundsteine selbst aus.

Was bedeutet Ihnen der Werkstoff Beton?
Für mich ist Beton mit Emotionen verbunden. Der Geruch ist spezifisch, wie auch beim Holz. Riecht es nach Beton oder Holz, werde ich an meine Grossväter erinnert, der eine führte unser Betonwerk, der andere eine Zimmerei. Mich faszinieren die vielen Möglichkeiten, die Beton bietet.

Wie unterscheiden sich Betonprodukte, die vor 20 Jahren entstanden, von den heutigen?
Grundsätzlich sind die Zutaten die gleichen. Sand und Kies, Wasser und Zement. Heute verwenden wir allerdings Zusatzmittel, die sich viel genauer einstellen lassen und erreichen so präzise die gewünschten Eigenschaften. Mit dem modernen SCC-Beton (selbstverdichtender Beton) arbeiten wir sehr fortschrittlich und auch viel ruhiger, da kaum mehr Vibratoren eingesetzt werden müssen. Das erhöht die Arbeitsqualität enorm.

Hendrix Müller, Müller Steinag Element AG, Swiss Beton, GRAU online
Hendrix Müller ist ein Technikfan uns sucht stets nach innovativen Lösungen.

Und wie werden Betonprodukte in 20 Jahren sein?
Der Blick in die Kristallkugel ist schwierig. Vielleicht kommen Alternativen zu herkömmlichem Zement auf, die zur Ergänzung eingesetzt werden können. Hier sind calcinierte Tone (LC3) sicher Favoriten. Auch hydrolithische Steinmehle gehören dazu. Zentral sind für mich die Anstrengungen, die CO2-Emissionen zu senken. Darauf muss sich die Zementindustrie und auch wir als Betonprodukthersteller fokussieren,

Betonvorfabrikate werden auf der ganzen Welt eingesetzt. Gibt es Unterschiede?
Bei uns in der Schweiz sind die Ansprüche um ein Vielfaches höher, Insbesondere, was die Optik und die Oberflächen angeht. Wir bieten wie sonst wohl niemand verschiedenste Betonoberflächen, vom Waschbeton bis zu gestrahltem Beton – und alles in perfekter Qualität. Bei uns geht es ja oft um einzelne Objekte. Plattenbauten mit x-facher Wiederholung gibt es hierzulande nicht.

Wo spielt die Musik in Sachen Beton?
Wir sind sehr nah dran am Puls der Zeit. Der Wissensaustausch unserer Forschungsabteilungen mit Hochschulen und Instituten ist ein zentraler Faktor. Ein Fokus der Forschung liegt darin, dünnere Betonteile mit hoher Festigkeit herzustellen, um so Material zu sparen. Es gibt noch weitere grossartige Ideen, die wir zum Teil bereits umsetzen. Zum Beispiel konnten wir bei uns im Werk bereits erfolgreich CO2 im Beton binden.

«Als Early Adopter suche ich immer nach neuen Lösungen, auch ausserhalb meines angestammten Bereichs.»

Hendrix Müller

Hendrix Müller, Sie befassen sich intensiv mit der Entwicklung von Beton für Vorfabrikate. Was fasziniert sie am meisten?
Spannend ist sicher brandfester Beton, wo ich bei Brandversuchen staunte, wieviel Wasser im erhärteten Beton gebunden ist. Ein weiteres hochinteressantes Feld sehe ich im schnellbeschleunigenden Beton mit sehr kurzer Aushärtezeit. Zudem finde ich generell bei unseren Elementen die Betonoberflächen faszinierend, die so fein sind wie Baby-Popos.

Im Bereich Digitalisierung leisten Sie Pionierarbeit. Sie machen den Lebenszyklus von Betonbauwerken digital verfügbar. Was ist der Vorteil?
Die sogenannte BIM-Technologie (Building Information Modeling) heisst auf Deutsch Bauwerksdatenmodellierung. BIM ist eine Methode, bei der Gebäude mithilfe von Software vernetzt geplant, gebaut und bewirtschaftet werden. Ich sehe den Vorteil dabei weniger im Erstellen und Bauen, sondern vor allem in der Instandhaltung des Gebäudes – bis zu einem möglichen Abbruch der Liegenschaft. Alle nötigen Informationen für den Unterhalt oder eine Sanierung sind vorhanden. Beim Abbruch eines Gebäudes ist damit sofort klar, was noch von Nutzen ist und was nicht. Diese Daten sind für die Kreislaufwirtschaft zentral. Hier sehe ich viel Potential.

Man spürt bei Ihnen, dass Sie sich für neue Technologien begeistern. Woher kommt diese Affinität zum Technischen und Digitalen?
Als Early Adopter suche ich immer nach neuen Lösungen, auch ausserhalb meines angestammten Bereichs. Bei technologischen Entwicklungen bin ich immer sehr früh dran und weiss, worum es geht. Neueste Trends und deren praktische Umsetzung sind einfach spannend. Zum Beispiel können wir mittlerweile mit Sensoren den Bewässerungsgrad einer Baumgrube überwachen. So muss die Stadtgärtnerei nicht unnötig bewässern.

«Mein Ziel ist, Beton so nachhaltig wie möglich zu machen.»

Hendrix Müller

Ein wichtiges Thema ist die Nachhaltigkeit von Beton und Betonvorfabrikaten zu verbessern. Wohin geht die Reise?
Mein Ziel ist, Beton so nachhaltig wie möglich zu machen. Dabei denken ich nicht in erster Linie an Zertifikate oder Kompensationen, sondern an konkrete Massnamen in unserem Betrieb. Wir machen bereits sehr viel mit einer umweltfreundlichen Transportflotte, Holzschnitzelheizung, Strom aus Photovoltaik oder umfangreichen Rekultivierungen.

Was halten Sie von mit Ton versetztem sogenannten Ökobeton, wie ihn die Universität Lausanne propagiert?
Wir verfolgen die Entwicklung mit Interesse. Für uns in der Region ist dieser LC3-Beton nicht ideal, da die Ausschalfristen noch zu lang sind und wir bei uns auch wenig Tonvorkommen haben. In Indien, wo dieser Beton nun vermehrt eingesetzt wird, macht er aber durchaus Sinn. Wir selbst produzieren Elemente aus Recyclingbeton oder fertigen Steine aus Lehmbeton und machen mit dem sogenannten Terrabloc gute Erfahrungen.

Zum Schluss die Frage: Sie sind Teil einer grossen Betonfamilie, drei Onkel und zwei Cousinen sind im Unternehmen aktiv. Ist das Thema Beton bei einem Familientreffen Allgegenwärtig?
Tatsächlich fliesst bei uns Beton durch die Adern. Bei Familienfesten haben allerdings auch sehr viele andere Themen Platz. Wir sind gesellig und vielseitig interessiert. Von Musik über Politik und Technik bis hin zu Astronomie oder Historischem. Wir sind alles, ausser Betonköpfe.   

Zur Person

Hendrix Müller (Jahrgang 1978) ist Verwaltungsrat der familiengeführten Luzerner MÜLLER-STEINAG Gruppe und Geschäftsführer des Produktionsstandortes Rickenbach/LU, wo er auch wohnt. Der dreifache Familienvater ist in der Freizeit oft in der Natur und in den Bergen anzutreffen und betreibt gerne Ausdauersport.

Interview

Den frischen Duft von Beton in der Nase

Seit 18 Jahren leitet Carla Tschümperlin in dritter Generation die Geschicke des Zuger Familienunternehmens Tschümperlin AG, Baustoffe. Am Beton fasziniert sie das Wandelbare. Und dass er von Menschen geformt wird. Im Interview verrät sie ausserdem, wann sie in ihrem Element ist.

Carla Tschümperlin, wenn Sie den Baustoff in fünf Worten charakterisieren müssten, welche Worte wären das?
Formbar, futuristisch, funktional, fantastisch, «for-ever».

Wo wären wir heute, wenn es kein(e) Beton(elemente) gäbe?
Wir wären auf der Erde – im wahrsten Sinn des Wortes.

Wenn wir die Entwicklung der letzten 70 Jahre anschauen, war Beton immer ein wichtiger Bestandteil in der Architektur. Warum ist Beton dauerhaft modern?
Für mich drückt der Mensch mit dem Beton den aktuellen Zeitgeist aus. Beton ist das Material, das Ideen verwandelt – in eine formbare und dauerhafte Materie.

Was entspricht Ihnen mehr, ältere Bauten oder Architekturtrends?
Alte Gebäude haben eine Lebensqualität, die heute fast nicht mehr erreicht wird. Ich liebe aber auch das Futuristische. Der Beton stellt sich nicht in den Vordergrund, obwohl er als Material dominant und präsent ist. Er ist immer nur ein Ausdruck von dem, was wir aus ihm machen.

Carla Tschümperlin, Tschümperlin AG, Swiss Beton, GRAU online
Carla Tschümperlin, Inhaberin, Geschäftsleiterin, Verwaltungsratspräsidentin Tschümperlin AG, Baar ZG

Welche Trends verfolgen Sie, wenn es um die Weiterentwicklung von heutigen Baumaterialien geht?
Mich interessiert, wie der Beton seinen Beitrag zur Nachhaltigkeit leisten kann. Das ist für unsere Branche insgesamt, aber auch für die Menschheit, eine der ganz wichtigen Fragestellungen. Und sie muss uns alle interessieren. Wie bringen wir den Werkstoff Beton dazu, Lösungen für die Zukunft zu bieten?

Zu ihrem Werdegang: Als Tochter in die Fussstapfen des Vaters zu treten, ist das schwierig?
Nein, denn ich kann bereits seit 18 Jahren meine eigenen Spuren ziehen. Meine Schuhgrösse passt locker in die meines Vaters (lacht). Ich gehe aber meinen eigenen Weg. Mich interessiert als Unternehmerin, wie ich meine Ideen verwirklichen kann. Das war in meiner Konstellation von Anfang an möglich.

Wie wäre es im Unterschied als Sohn, die Nachfolge des Vaters anzutreten?
Ein Sohn hat vielleicht eher ein Handicap. Er wird immer mit dem Vater verglichen. Das macht es schwieriger, die eigenen Spuren zu hinterlassen.

Ist die Gender-Thematik überhaupt wichtig für Sie?
Ich bin der Meinung, dass jeder Mensch die Chance bekommen soll, sich beruflich frei zu entfalten. Diese Chance muss Gender-neutral, aber auch Herkunfts-neutral gegeben werden. 

Diese Frage muss uns alle interessieren: Wie bringen wir den Werkstoff Beton dazu, Lösungen für die Zukunft zu bieten?

Carla Tschümperlin
Short Cuts

Grosse Freude habe ich an unseren Sitzelementen aus eingefärbtem Beton, welche sich mit organischen Formen und Strukturen wunderbar in den Circle-Park in Kloten einfügen. Ein gelungenes Beispiel der Zusammenarbeit zwischen Designer, Landschaftsarchitektur und unserem Knowhow in der Fertigung von komplexen Freiformen. Zum Projekt >

Tschümperlin AG, Sitzelemente The Circle Park Flughafen Zürich Kloten, Betonelemente, Betonvorfabrikate, Beton

 

Das Pantheon in Rom fasziniert mich total. Den antiken «Opus Caementicium» haben die Römer bei viel tieferen Brenntemperaturen gebrannt, bei rund 900 Grad. Er hat Jahrtausende überdauert. Heutige Betonbauten sind zwar langlebig, aber die Lebensdauer beträgt 100 bis 120 Jahren. Für mich liegt in der Vergangenheit ein wichtiger Schlüssel für eine nachhaltige Zukunft.

Ich würde gerne in Zug beim Bundesplatz den lieblosen Asphalt herausreissen. Und dann auf dem Platz einen urbanen Lebensraum umsetzen, mit einer schönen Pflästerung, grossen Pflanzeninseln, Wasserbrunnen und Sitzgelegenheiten. Zug hätte das verdient und Beton macht es möglich.

Sie führen 130 Mitarbeitende an sechs Standorten. Wie stellen Sie sicher, dass sich Ihre Mitarbeitenden im Unternehmen wohl fühlen?
Das Wohlfühlen hat oft damit zu tun, dass man als Mensch überhaupt wahrgenommen wird. In einer Familienunternehmung fällt das leichter als in einem Konzern. Ich höre jedem Mitarbeitenden zu und wir pflegen flache Hierarchien.

Welche Führungswerte sind für Sie besonders wichtig?
Klare Ziele und Vertrauen. Die Freiheit, die damit einhergeht und ein aufmerksames Interesse am Menschen. Diese Kombination macht mir am meisten Freude.

Welche Botschaft haben Sie als erfolgreiche Unternehmerin an die junge Generation?
Stellt so lange Fragen, bis die Ideen von selbst entstehen.

Haben Sie nach 18 Jahren als Geschäftsleiterin noch viele neue Ideen?
Total. Es sprudelt ununterbrochen. Mein Ideenreichtum ist eine meiner grossen Stärken. Und dass ich Menschen dazu bringen kann, die Ideen gemeinsam mit mir umzusetzen.

Abschliessend: Verraten Sie uns, wann Sie durch und durch im Element sind?
Wenn ich in die Werkhalle komme, den frischen Duft von Beton in der Nase, und mir dabei überlege, wie man die Zukunft anpacken könnte.

Zur Person

Carla Tschümperlin hat Jura studiert und trat im Jahr 2000 ins Familienunternehmen ein, wo sie zuerst als Projektmanagerin und dann als Bereichsleiterin tätig war. Ab 2003 übernahm sie den Vorsitz der Geschäftsleitung. Ende 2007 hat sie im Rahmen einer familieninternen Nachfolge die Aktienmehrheit von ihrem Vater und ihrem Onkel erworben und führt seither die Tschümperlin AG in der 3. Generation weiter. Sie ist Vorsitzende der Geschäftsleitung und Präsidentin des Verwaltungsrats. Die Tschümperlin AG beschäftigt 130 Mitarbeitende an 6 Standorten.

Interview

«Beton ist noch nicht bezwungen»

Für Marlise Blaser ist Beton ein lebendiger Baustoff, der immer wieder neu erfunden wird. Im Interview verrät sie, warum sie noch heute Herzklopfen hat, wenn neue Ideen entstehen und wo sie Potenzial für die Zukunft sieht.

Marlise Blaser, was respektive wie wäre die Welt ohne Beton(elemente)?
Sie wäre langweilig. Farblos. Uns würde die Weite fehlen, die Weitsicht. Wir könnten nichts mehr überbrücken. Und das meine ich auch länderübergreifend. Der Tunnelbau würde in seiner heutigen Form nicht möglich sein. Beton ist ein so wichtiger Bestandteil unserer Gesellschaft, unserer Infrastruktur. Und Beton bietet schier endlose Möglichkeiten: verschiedene Oberflächen, Formen und Farben.

Wofür schlägt Ihr Herz bei diesem Thema?
Ich mag die Unendlichkeit des Werkstoffs. Beton sind keine Grenzen gesetzt. Wir können alles immer wieder neu denken. Und auch wenn wir dieses Geschäft schon lange betreiben, stehen wir immer wieder vor neuen Herausforderungen. Ich lerne täglich dazu. Beton ist noch nicht bezwungen. Das Material ist unberechenbar. Das bereitet mir Herzklopfen – im Positiven.

Marlise Blaser, Inhaberin und Geschäftsleiterin Elementwerk Istighofen AG

… wofür schlägt Ihr Herz noch?
Für den Prozess am Produkt. Als Ingenieurin etwas zu berechnen, das später sichtbar wird – das wir erschaffen haben. Wir realisieren spannende Projekte, die wir noch lange Zeit später anschauen können, die Bestand haben. Und ich mag es, mit Menschen zusammenzuarbeiten, zusammen etwas zu erschaffen – und selbst tätig zu sein.

Weshalb wird es Beton(elemente) auch in 30 Jahren noch geben? Wie werden wir den Baustoff dann wohl einsetzen?
Es wird ihn auf jeden Fall noch geben. Er wird vielleicht vermehrt bei Sanierungen eingesetzt und etwas weniger bei Neubauten. Gerade im Bereich Design und Ästhetik glaube ich, dass wir auch in Zukunft auf Beton setzen werden. Er wird sogar für noch filigranere Elemente eingesetzt werden. Und er wird ökologischer sein. Schon jetzt ist es möglich, mit Recycling-Beton zu bauen. Dieser Bereich wird in den nächsten Jahren enorm wachsen.

Welche Trends verfolgen Sie interessiert, wenn es um die Weiterentwicklung von heutigen Baumaterialien (darunter auch Betonelemente) geht?
Das grosse Thema ist die Nachhaltigkeit. Und hier besonders das Recycling. «Me luegt und lost». Dabei stelle ich fest, man hört gar nicht so viel. Wir arbeiten zudem an neuen Rezepturen mit dem Ziel, noch schlankere Strukturen zu bauen.

Ich mag die Unendlichkeit des Werkstoffs. Beton sind keine Grenzen gesetzt. Wir können alles immer wieder neu denken.

Marlise Blaser
Short Cuts

Die neue Sporthalle in Oberrüti AG. Die Fassadenelemente mit Wellenstruktur aus Faserbeton fügen sich perfekt in die Ästhetik der darüberliegenden Metallfassade ein. Die Betonelemente sind gerade mal 85 Millimeter dick.

 

Die von Mario Botta entworfene Kirche Santa Maria degli Angeli auf dem Monte Tamaro im Tessin.

Eines des Studios Zahad Hadid. Die Art und Weise, wie die Architekten mit der Formgebung spielen, ist atemberaubend.

2021 «feiert» die Schweiz 50 Jahre Frauenstimmrecht. Wie relevant ist dieses Jubiläum für Sie?
Es ist für mich kein Thema. Wenn Sie mich schon fragen, dann würde ich sagen, es ist nichts, das wir feiern müssten. Es ist eine Selbstverständlichkeit.

Welche Botschaft haben Sie als erfolgreiche Unternehmerin an die Leaderinnen von morgen?
Lasst euch nicht «Kopf-Schüch» machen von der Männerwelt. Zieht euer Ding durch – ob Männlein oder Weiblein. Traut euch etwas zu. Ihr seid besser, als Ihr denkt …

Und wie schafft es die Branche, dass es – neben den Betonwerkern – bald auch Betonwerkerinnen gibt?
Wir werden nächstes Jahr wieder Lernende aufnehmen – wenn eine Frau dabei ist, freue ich mich sehr. Insofern sage ich allen jungen Frauen: Schickt uns eure Bewerbung. Betonwerkerin ist ein attraktiver Beruf: Pläne lesen, armieren, schalen … du machst einfach alles. Du bist von A bis Z dabei, bis ein Element fertig ist. Was du herstellst, ist sichtbar. Und du übernimmst Verantwortung. Bereits nach einem halben Jahr gehst du mit auf die Baustelle.

Abschliessend: Verraten Sie uns, wann Sie durch und durch im Element sind?
Wenn ich mit dem Mountainbike in den Bergen unterwegs bin.

Zur Person

Marlise Blaser ist gelernte Tiefbauzeichnerin. Später hat sie sich zur Bauingenieurin weitergebildet. 2002 kam sie als Geschäftsführerin zum Elementwerk Istighofen, fünf Jahre später übernahm sie das Unternehmen. Heute beschäftig sie 28 Mitarbeitende.

Kommentar

Betonvorfabrikate aus der Schweiz für Bauwerke in der Schweiz

In der Schweiz legen wir grossen Wert auf Qualität. Unsere Bauwerke weisen im internationalen Vergleich einen hohen Standard auf. Beton und Betonvorfabrikate tragen massgeblich dazu bei.

Dass Beton der meistverwendete Baustoff im Land ist, liegt auf der Hand. Das Naturprodukt besteht aus Sand, Wasser, Kies und Zement. Alles Elemente, die in der Schweiz in genügender Menge vorhanden sind. Mehr Made in Switzerland geht nicht.

Bei der Fabrikation von vorfabrizierten Betonprodukten werden je nach Verwendung verstärkende Elemente in die Betonprodukte eingearbeitet. Die Betonelementwerke in der Schweiz produzieren äusserst ressourcenschonend – dank der industriellen Fertigung der Betonvorfabrikate. Abfall gibt es fast keinen. Wenn ein Bauwerk zurückgebaut werden muss, sind die ursprünglich einmal verbauten Betonelemente vollständig rezyklierbar.

Die schweizerischen Betonelementwerke kennen den heimischen Baumarkt.
Kurze Wege zu Architekten und Ingenieuren ermöglichen es, schon im Planungsprozess gemeinsam gute Lösungen zu finden. Mit Just-in-time Lieferungen werden die vorfabrizierten Betonelemente auf die Baustelle geliefert – auch hier ist die Distanz kurz, da Betonelement zumeist in der Region der Baustelle produziert werden.

Treppen, Balkone, Liftschächte, Fassaden, Röhren, Stützen, Gartenelemente und viele weitere Produkte werden als Betonvorfabrikate aus der Schweiz für die Bauwerke in der Schweiz produziert und verbaut. Wohnungen, Büros, Industriegebäude, Brücken, Tunnels und vieles mehr benutzen wir jeden Tag. Ich freue mich immer wieder, funktionale und architektonisch wertvolle Betonbauten zu sehen und zu nutzen.

Ueli Büchi, Geschäftsführer der B-B-B.ch GmbH, Niederhasli, Projektleiter und Berater, ist seit 2018 Präsident von SwissBeton.

Tutorial

Bauen mit Betonelementen

Was macht das Bauen mit Betonelementen eigentlich so reizvoll? Nur drei Vorteile: unbegrenzte Formbarkeit der Elemente. Just-in-time-Produktion. Die ästhetische Qualität. Mehr Besonderheiten im Video.

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