Produkte möglichst lange Nutzen

Es lebe die Langlebigkeit

Weitergeben, Wiederverwerten, Reparieren: das sind Aspekte der Kreislaufwirtschaft. In ihr werden Produkte und Materialien möglichst lange in Umlauf gehalten. Was noch zu gebrauchen ist, erhält ein neues Leben. Für die Verbesserung der Nachhaltigkeit in der Baubranche wird ein solcher Produktionskreislauf zum wichtigen Zukunftsfaktor.

Wegwerfen ist out. Das gilt bei weitem nicht nur für Elektronik, Kleider oder Möbel. Auch die Bauwirtschaft sorgt in verschiedenen Bereichen dafür, dass die Ressourcen wieder und wieder genutzt werden. Dadurch sparen wir primäre Rohstoffe und es entsteht weniger Abfall. Der Experte beim Bundesamt für Umwelt (BAFU) bestätigt den Trend zu mehr Nachhaltigkeit beim Bau: «Das Thema gewann in den letzten Jahren in der Bauwirtschaft enorm an Fahrt, allerdings vor allem auf konzeptioneller Ebene», sagt Dr. David Hiltbrunner. Der Geograf befasst sich als wissenschaftlicher Mitarbeiter beim BAFU mit dem Thema Kreislaufwirtschaft in der Baubranche. Im Bundesamt will man nun das Thema von der konzeptionellen Ebene «auf den Boden bringen», wie Hiltbrunner sagt. Man nutze die wachsende Bereitschaft der Unternehmen. «Die Baumaterialhersteller merken, dass sie sich im Bereich Nachhaltigkeit neu positionieren müssen. Die Kreislaufwirtschaft zieht als Verkaufsargument. Entsprechend wird das Engagement in diese Richtung verstärkt und auch kommunikativ genutzt», stellt der Experte fest und erklärt weiter: «Die Betonindustrie leidet stark unter dem Image, eine Klimasünderin zu sein. Deshalb kommt die Kreislaufwirtschaft für die Beton- und Zementhersteller wie gerufen. Hier setzen sie sich ein und können echte Produktionsalternativen bieten.»

Eile mit Weile

Der im Dezember 2021 publizierte «Statusbericht der Schweizer Kreislaufwirtschaft» zeigt auf, dass sich hierzulande noch nicht so viele Unternehmen in diese Richtung weiterentwickeln. Gemäss der Studie, die Forscher der Berner Fachhochschule in Zusammenarbeit mit der KOF Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich durchführten, haben hierzulande erst zehn Prozent der Unternehmen substanziell Massnahmen ergriffen, um die Kreislaufwirtschaft auf Unternehmensebene umzusetzen. Das heisst: Sie engagieren sich darin, weniger Abfall zu produzieren, bessere, langlebigere Produkte herzustellen und bessere Reparaturserviceleistungen anzubieten. Viele Firmen warteten noch ab, um von den Erfahrungen der «First Mover» zu profitieren, sagt Professor Tobias Stucki, Co-Leiter des Instituts für Sustainable Business an der Berner Fachhochschule. Er nennt weitere Gründe für den langsamen Fortschritt: «Die Transformation hin zur Kreislaufwirtschaft braucht seine Zeit. Etablierte Unternehmen müssen bestehende Prozesse, Produkte und Organisationen verändern, was unter Umständen länger dauern kann. Im Gegensatz dazu
kann ein Start-up von Anfang an ein Geschäftsmodell aufbauen, das auf einer Kreislaufwirtschaft beruht.»

Ressourcen-Mangel zwingt zum Umdenken

Wie so oft werden Entwicklungen beschleunigt, wenn eine gewisse Not herrscht. Zum Beispiel wird es in der Schweiz immer schwieriger, den Rohstoff Kies zu gewinnen. Das Land ist dicht bebaut, es ist nicht einfach, an neue Kiesreserven heranzukommen. Gleichzeitig wird der Platz auf Deponien knapp, um alte Baustoffe zu entsorgen. «Hier sorgt die Kreislaufwirtschaft für eine klare Win-win-Situation», ist David Hiltbrunner vom BAFU überzeugt.
Fernziel der Kreislaufwirtschaft ist es, dass Unternehmen überhaupt keinen Abfall mehr produzieren und sich der Kreis somit ganz schliesst. Mit der längeren Nutzung von bestehenden Bauten wäre allerdings auch schon viel getan. Dessen sei man sich oft zu wenig bewusst, findet David Hiltbrunner: «Wir müssen besser auf die Langlebigkeit von Beton hinweisen. Wenn diese ausgenutzt wird, ist das ein wird das zum grossen ökologischen Pluspunkt für diese Bauten.»

Das schlummernde Rohstofflager weiternutzen

Gute Beispiele gibt es bereits. Auch im Bereich der Betonvorfabrikate. So zeigte etwa eine Studie der Stadt Zürich, dass die vorgemauerten Zwischenwände und die vorfabrizierten Betondecken von den alten Triemli-Hochhäusern in Zürich an einem anderen Ort gebraucht werden können. In einem Vorreiterprojekt sollen diese nun beim neuen Recyclingcenter Juch Areal wieder zum Einsatz kommen. Ein weiteres Beispiel steht in Basel. Dort wurde kürzlich ein grosses Silogebäude aus Beton in einen neuen Ort mit viel Leben umgewandelt. Das Silo Erlenmatt behielt den ursprünglichen Charakter – und ist heute als trendiges Hostel mit Gastronomie und Projekträumen voller Leben.

Es lohnt sich auch finanziell

Professor Tobias Stucki von der Berner Fachhochschule ist sicher, dass sich Investitionen in die Kreislaufwirtschaft auch langfristig lohnen: «Einerseits geht es um eine effiziente Ressourcennutzung. Und mit einer solchen lassen sich Kosten sparen. Dazu kommt, dass sowohl der politische als auch der Druck von Konsumentinnen und Konsumenten steigen wird. Irgendwann werden Unternehmen, die sich nicht zirkulär ausrichten, ihre Produkte nicht mehr verkaufen können.»

Vom Saulus zum Paulus?

Der Baustoff Beton kann theoretisch grosse Mengen an CO₂ binden. Das Verfahren dazu steckt noch in den Kinderschuhen. Das Spin-off der ETH Zürich Neustark ist vielversprechend unterwegs. Die Forscher des Start-ups haben ein Verfahren entwickelt, bei dem CO2 aus der Atmosphäre entfernt und es dauerhaft in recyceltem Beton speichert. Heute wird erst ein kleiner Teil dieses Potenzials ausgeschöpft: «Im Beton könnten 60 Prozent der Emissionen gebunden werden», sagt David Hiltbrunner vom Bundesamt für Umwelt. «Heute sind wir hier erst im einstelligen Bereich. Es gibt also noch viel Luft nach oben.»

Drei Pioniere der Kreislaufwirtschaft

Caterpillar, USA

Ein Vorzeigeunternehmen bei der Kreislaufwirtschaft ist der Baumaschinenhersteller Caterpillar. Gemäss eigenen Angaben des US-amerikanischen Unternehmens landen fast 90 Prozent seiner Baumaschinen nach Ablauf des Lebenszyklus wieder in den eigenen Werken, wo sie auseinandergeschraubt, Teil für Teil überholt und mit neuen Komponenten versehen werden. So wird ein Grossteil des Altmaterials wiederverwendet, noch bevor es einem aufwändigen Recyclingprozess zugeführt wird.

Hilti, Liechtenstein

Beim liechtensteinischen Werkzeughersteller sind alle Produktionsschritte auf Kreislauf ausgerichtet. Bereits bei der Produktentwicklung wird der Einsatz von wiederverwerteten Materialien geprüft und darauf geschaut, dass alle verbauten Teile auch zukünftig wiederverwendbar bleiben. Hilti hat zudem eine Logistikkette für die Rückführung gebrauchter Produkte etabliert und ein globales System von Reparaturzentren aufgebaut. Ein weiterer Pluspunkt: Bei Hilti kann man Geräte inklusive Reparatur, Wartung und Transport von und zu der Baustelle mieten.

Mosa, Niederlande

Das Unternehmen entwickelt und produziert seit 1983 Keramikfliesen in Maastricht. Es verfolgt bei der Produktion eine strikte Philosophie der Nachhaltigkeit und hat die «Cradle to Cradle» Gold-Zertifizierung für fast die gesamte Fliesenkollektion erhalten. Die Hauptaspekte dafür sind die Nähe der Produktionsstätte zum Rohmaterial, die Verwendung von reinen Rohmaterialien, die eine lange Haltbarkeit garantieren und rezyklierbar sind, die Wiederaufbereitung von gebrauchtem Wasser in der Produktion, und die Verwendung von nachhaltigen Energieressourcen.

Kreislaufwirtschaft

Das Bundesamt für Umwelt ruft zu mehr Kreislaufwirtschaft auf

Appell an die Baubranche

Keine andere Branche produziert so viel Abfall wie die Bauindustrie. Über 50 Millionen Tonnen Aushub- und Ausbruchmaterial und rund 17 Millionen Tonnen Rückbaumaterial fallen pro Jahr an. Das Bundesamt für Umwelt BAFU ruft die Branche zum Handeln auf und setzt dabei auf zwei Ansätze: Abfall vermeiden und Recycling. Ein Gastbeitrag von Bernhard Hammer, stellvertretender Leiter der Abteilung Abfall und Rohstoffe, Bundesamt für Umwelt.

Natürliche Ressourcen wie Wasser, Boden, saubere Luft oder Bodenschätze bilden die Basis für unsere Lebensqualität. Sie werden heute massiv übernutzt. Dieser Druck auf die natürlichen Ressourcen dürfte sich künftig noch verschärfen, da das Wirtschaftsvolumen und die Weltbevölkerung weiterwachsen. Die planetaren Belastungsgrenzen werden bereits um ein Vielfaches überschritten. Um der abnehmenden Verfügbarkeit von Rohstoffen entgegenzuwirken, ist die Entkoppelung von Konsum und Abfallaufkommen unabdingbar.

Im Einklang mit dem Kreislaufgedanken ist eine ganzheitliche Lebenswegbetrachtung gefordert: Produkte müssen vermehrt so hergestellt werden, dass sie weniger Material erfordern, langlebiger werden und besser zu rezyklieren sind. Am Ende der Produktlebensdauer sollen neue Rohstoffe statt Abfälle entstehen.

Ein Mengenproblem

Bauabfälle bilden mit Abstand die grösste Abfallkategorie. Jährlich fallen zwischen 50 und 60 Millionen Tonnen Aushub- und Ausbruchmaterial, sowie rund 17 Millionen Tonnen Rückbaumaterial an. Weil der grösste Teil davon unverschmutzt ist, stellen Bauabfälle vor allem ein Mengen- und weniger ein Schadstoffproblem dar. Rund drei Viertel der Bauabfälle werden verwertet: Mit dem unverschmutzten Aushub werden hauptsächlich Materialentnahmestellen wie Kiesgruben wieder aufgefüllt und rekultiviert. Mineralische Rückbaumaterialien wie Kiessande und Beton können zu Recyclingbaustoffen aufbereitet oder direkt auf der Baustelle wiedereingesetzt werden. Es müssen Anstrengungen unternommen werden, um das Image von Recyclingbaustoffen zu verbessern, damit die einwandfreie Qualität von RC-Baustoffen auch anerkannt wird.

Einen weitaus grösseren ökologischen Nutzen als das Recycling hat aber die Vermeidung von Abfällen. Hier liegt vor allem im Baubereich noch ein sehr grosses Potenzial brach. Noch viel zu oft werden Gebäude vor dem Ende ihrer Lebensdauer abgebrochen und durch neue ersetzt, anstatt dass man mit dem Bestand weiterarbeiten würde. Meist werden dabei einwandfreie Bauteile wie Metallträger, Fenster und Türen oder Fassadenelemente direkt entsorgt, anstatt sie wiederzuverwenden.

Digitalisierung als Chance

Zur Förderung der Wiederverwendung könnte zukünftig die Digitalisierung beitragen: Bauteilbörsen etwa könnten direkt auf die bereits beim Bau digital erfassten Daten zu verwendeten Gebäudebestandteilen zugreifen, sobald ein Gebäude renoviert oder zurückgebaut wird. Die Plattform www.madaster.ch ermöglicht zum Beispiel einen Überblick zu den in einer Immobilie verbauten Bauteilen und Materialien durch digital standardisierte Erfassung. Gebäude sind so von Anfang an ein Depot von Materialien.
Doch selbst wenn sämtliche Rückbaumaterialien rezykliert würden, liesse sich bloss ein Viertel des Baustoffbedarfs mit Sekundärrohstoffen decken. Es werden also auch zukünftig weiterhin grosse Mengen an Primärrohstoffen benötigt, solange die Bautätigkeit nicht erheblich abnimmt.

Angesichts der anhaltenden Zunahme der mineralischen Bauabfälle reichen die heutigen Massnahmen nicht aus, um eine nachhaltige Entsorgung zu gewährleisten. Behörden und Wirtschaft müssen ihre Anstrengungen intensivieren, um das Potenzial der Verwertung von Aushub-, Ausbruch- und Rückbaumaterial auszuschöpfen. Dabei sollen möglichst freiwillige Branchenlösungen zum Tragen kommen.

Auf der Schiene transportiert

Per Bahn zum Kunden

Der ökologische Fussabdruck von Beton wird oft kritisiert. Und doch, mit cleveren Massnahmen kann auch dieser Baustoff nachhaltig sein: Werden Ausgangsmaterialien per Bahn angeliefert, und die fertigen Elemente ebenso abtransportiert, ist schon viel getan. Kommt dazu noch das Recycling ins Spiel, kann sich das massgeblich auf die CO2-Bilanz auswirken, wie das Beispiel der saw gruppe zeigt.

Mehr als 11’300 eingesparte LKW-Fahrten pro Jahr, über 367’000 Tonnen weniger Dieselverbrauch, um fast 1400 Tonnen tiefere CO2-Emissionen: Das sind beeindruckende Zahlen. Zu verdanken sind sie einer simplen Tatsache: Das Werk der saw gruppe in Widnau im St.Galler Rheintal verfügt über einen eigenen Bahnanschluss. Auf diesem Weg werden Ausgangsmaterialien wie Kies und Zement angeliefert. Und auch das Resultat, fertige Betonelemente, können auf der Schiene transportiert werden. Dem dicht gesponnenen Bahnnetz der Schweiz ist es zu verdanken, dass das an nahezu jeden Punkt des Landes möglich ist.

Die fertigen Elemente werden im Werk der saw gruppe auf den Zug verladen und übers Schienennetz zum Kunden transportiert.
Die fertigen Elemente werden im Werk der saw gruppe auf den Zug verladen und übers Schienennetz zum Kunden transportiert.

Recyclingbeton aus Widnau

Für die saw gruppe ist das nicht nur praktisch, sondern ein wichtiges Bekenntnis zu Nachhaltigkeit und Ökologie, die im Familienunternehmen schon immer eine grosse Bedeutung genossen. Nicht ohne Grund wird die saw gruppe seit Jahren mit dem Energiezertifikat der Energie-Agentur der Wirtschaft (EnAW) ausgezeichnet.
Das Engagement erschöpft sich nicht im eigenen Bahnanschluss. So wird in Widnau beispielsweise auch Recyclingbeton produziert. Bauteile aus einem Abbruch oder einem Überschuss werden zerkleinert, sortiert und als Kiesersatz wieder für die Herstellung von Beton verwendet. Ein sinnvoller Kreislauf zugunsten der Natur.
7’500 Betonelemente verlassen jedes Jahr das Werk in Widnau. Das bisher grösste misst stolze 38 Meter. In den 63 Jahren seit Bestehen hat das Unternehmen unzählige Bauten aus Industrie, Gewerbe, Büro, Wohnen sowie Brücken mitgeprägt. Dabei stand immer fest: Die Natur darf nicht auf der Strecke bleiben.

Brückensanierung

Auf weitere 30 Jahre

Wie die Nutzungsdauer einer Brücke mit den richtigen Massnahmen um rund 30 Jahre verlängert werden kann, zeigt das Beispiel Stahlseilhängebrücke in Andelfingen deutlich.

In den 1970er Jahren erstellt, ist die Brücke in die Jahre gekommen. 2018 wurde sie für knapp CHF 1 Mio. saniert. Zum Einsatz kamen u.a. vorfabrizierte CPC-Betonplatten. Die Platten sind mit dünnen vorgespannten Carbonlitzen bewehrt. Carbon weist eine hohe Zugfestigkeit auf und korrodiert nicht – das ermöglicht, dünne, tragfähige Betonplatten zu erstellen. Die Brücke in Andelfingen ist eine der ersten, die für die Sanierung mit diesen Platten bestückt wurde.

Tiefbauschächte

Auf den Platz, fertig, los

Wer auf dem Flughafen baut, muss schnell sein. Einzig die Nacht bleibt, um etwas zu verändern. Der Einsatz von vorfabrizierten Elementen ist geradezu prädestiniert.

In diesem Fall sind es Tiefbauschächte. 156 davon wurden 2018 im Rahmen der Realisierung von zehn neuen Standplätzen eingebaut. Während mit den neuen Standplätzen Betriebsabläufe optimiert und Umsteigezeiten verkürzt werden, lag der Vorteil der Betonfertigelemente in ihrer ultraschnellen Einbauzeit. Gerade einmal 20 Minuten waren pro Schacht nötig. Damit profitierte der Flughafen von einem merklichen Zeitvorteil – die Bauzeit konnte minimiert und die Kosten reduziert werden.

Video

Objekt

Perfekter Kreis(lauf)

Auf dem Bucheggplatz in Zürich steht dieser Brunnen. Freiformflächig, monolithisch, 10 Tonnen schwer. Konzipiert und geplant wurde er vom Studio Vulkan Landschaftsarchitektur GmbH, Zürich.

Für die Herstellung waren 380 Arbeitsstunden nötig inklusive Transport und Versetzen. Der Kies wurde aus der produktionseigenen Grube gewonnen, von der grosse Flächen nach Plan renaturiert werden. Das Betonelement ist eine mit Liebe hergestellte Einzelanfertigung mit langer Lebensdauer und Designqualität – und damit das Gegenteil von Massenanfertigung. Mit der Kiesgewinnung vor Ort, der Produktion vor Ort, hiesigem Handwerk, kurzen Wegen und der Freude, ein Unikat herzustellen, das die Lebensqualität im öffentlichen Raum verbessert, kombiniert dieses Element nachhaltiges Denken und Handeln auf verschiedenen Ebenen.

Hochbau

Durch und durch kraftvoll

Geschichte trifft Gegenwart – und schafft Zukunft. Für das Projekt Musikhaus PH Bern wurde ein Betonbackstein entwickelt, der den Zauber des Industriezeitalters einfängt und gleichzeitig Echo der historischen Aussenwände ist. Die Dauerhaftigkeit von Architektur und Baumaterialien wurde hier neu interpretiert.

Er mutet an wie Ton, ist aber aus Beton. Der Zementstein mit der Abmessung 24 × 20 × 7.5 Zentimeter ist tragendes Element in der historischen vonRoll-Kraftzentrale an der Fabrikstrasse 4, die neu Ausbildungszentrum für Musiklehrer ist. Die Umnutzung folgt dem Konzept Neu-Alt-Alt-Neu (NAAN), das überall spür- und greifbar wird, im Gebäude, das aus dem Jahr 1910 stammt und dessen Gebäudestruktur denkmalgeschützt ist. Das Zürcher Architekturbüro giulianihönger hat den 2014 ausgeschriebenen Wettbewerb für sich entschieden. 2019 wurden sie für das Projekt Musikhaus PH Bern mit dem Award «best architects 19 im Bereich Innenausbau» ausgezeichnet. Bauherr ist das Amt für Grundstücke und Gebäude, Bern.

Sichtmauerwerk aus Zementstein – entwickelt für das Umnutzungsprojekt; hergestellt in Serie
Objekt

Wirksam kanalisiert

Die Dauerhaftigkeit erhöhen – das war der Grund, weshalb sich das Tiefbauamt des Kantons Graubünden für eine Wildbachschale aus Betonfertigteilen entschied.

Die Dauerhaftigkeit erhöhen – das war  der Grund, weshalb sich das Tiefbauamt des Kantons Graubünden für eine Wildbachschale aus Betonfertigteilen entschied. Sie wurde als Folge eines Murgangs erstellt, der 2013 die Hauptstrasse zwischen Chur und Domat/Ems verschüttete. Die Lösung garantiert eine hohe Abrasionsbeständigkeit. Spannendes Detail aus der Produktion: Die Schalen wurden «über Kopf» erstellt.

Interview

Vorgefertigte Stützen als einzig sinnvolle Herangehensweise

Zürich hat ein neues Wahrzeichen: den Andreasturm; 80 Meter hoch, über 21 Stockwerke verteilt, eine Beauty aus Glas. Er ist ein Glanzstück punkto Architektur, Ingenieurwesen und Nachhaltigkeit. Thomas Rinas, Gesamtprojektleiter Andreasturm bei SBB Immobilien, gibt Einblick.

Thomas Rinas, der Andreasturm wurde mit dem «DGNB Platin»-Zertifikat der Schweizer Gesellschaft für Nachhaltige Immobilienwirtschaft ausgezeichnet. Was bedeutet das für Sie resp. die SBB Immobilien als Bauherrin?
Mit der Auszeichnung haben wir ein von Beginn der Projektentwicklung an konsequent verfolgtes Ziel erreicht: die Errichtung eines höchst nachhaltigen Gebäudes mit einem über die gesetzlichen Anforderungen hinausgehenden Nachhaltigkeitsniveau.

Gesamtprojektleiter Andreasturm:
Thomas Rinas, SBB Immobilien

Eine Besonderheit des Bauwerks ist die Vergrösserung der Stockwerksfläche ab dem 12. Stock. Was steckt dahinter?
Die Auskragung – wie auch die gesamte skulpturale Gestaltung des Gebäudes – resultieren aus der architektonischen Designidee von Gigon Guyer und führen zu einer Differenzierung in der Vertikalen. Im Innenraum führt die Auskragung zu schrägen Stützen, die dabei ein spannendes Gestaltungselement bilden.

Im Einsatz: 745 Stützen aus dunklem Beton; darunter aufwändige Spezialanfertigungen – entwickelt und hergestellt von SACAC, geliefert in gerade einmal fünf Monaten, just in time.

Eine ingenieurtechnische Herausforderung, die mit mehrgeschossigen, schrägen Spezialstützen aus vorgefertigten Betonelementen gelöst ist. Weshalb war das die richtige Lösung?
Die Bauingenieure von WaltGalmarini haben sich intensiv mit dem Tragwerk auseinandergesetzt. Aufgrund der hohen Lasten in einem Hochhaus, der speditiven Errichtung durch die Totalunternehmerin und der schrägen Geometrie des Gebäudes ist auch aus meiner Sicht eine Vorfertigung der Stützen die einzig sinnvolle Herangehensweise.

Wie beurteilen Sie den Einsatz der Vorfabrikate?
Gerade bei Elementen wie Stützen und Treppen ist eine Vorfertigung mit kontrollierten Bedingungen im Werk sinnvoll. Die Elemente lassen sich in hoher Qualität herstellen und werden dann «just-intime » vor Ort eingebaut. Voraussetzung sind eine gute Planung und Logistik. Transporte von Materialien können auf ein Minimum beschränkt werden, was wiederum der Nachhaltigkeit zugutekommt.

Was fasziniert Sie ausserdem am Andreasturm?
Das Bauwerk wurde mit vier Untergeschossen in Deckelbauweise errichtet – eine spannende und herausfordernde Bauweise. Die sechs Hauptlifte im Gebäude werden über eine gemeinsame Zielwahlsteuerung bedient und fahren mit drei Metern pro Sekunde angenehm schnell.

Objekt

Weniger Masse, tiefere Investitionskosten

Die Eulachbrücke Campus T in Winterthur sorgt nicht nur dafür, dass Fussgänger und Radfahrer den Nebenfluss der Töss trockenen Fusses überqueren können – sie sorgt auch für Schlagzeilen.

Realisiert als Ersatz für die bestehende Brücke, die wegen Korrosionsschäden nicht mehr tragsicher war, ist sie ein wahres Leichtgewicht. Pro m² nutzbarer Oberfläche wiegt sie gerade einmal 170 kg. Und damit rund viermal weniger als eine konventionelle Betonbrücke. Die Brücke wurde mit CPC-Betonplatten hergestellt. Das innovative Produkt entstand in langjähriger Forschung der ZHAW und der Silidur AG. Die CPC-Betonplatten sind mit Carbon armiert und vorgespannt, dadurch entfallen teure Verstärkungsmassnahmen und die Investitionskosten bleiben tief. Ein System, das mit Dauerhaftigkeit überzeugt.

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Das Bündner Passdorf Mulegns wird bald zum Hotspot der digitalen Baukultur. Einerseits, weil dort im Mai der Weisse Turm eröffnet wird – das höchste und leichteste 3D-gedruckte Bauwerk aus Beton, das es je gab. Anderseits, weil am gleichen Ort ein neues Kompetenzzentrum seinen Betrieb aufnimmt. Es wird sich künftig mit Innovationen in der Baubranche befassen.

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Der Beton-Talk verfolgt das Ziel, Fachpersonen zur Diskussion anzuregen und zur Vernetzung innerhalb der Bau- und Betonbranche beizutragen. Das Thema der Ausgabe 2025 lautete «Kreislaufwirtschaft – Kulturwandel oder gelebte Praxis?». Die Veranstalter schauen auf einen gelungenen Event zurück.

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