Polymerfasern (Makrofasern aus Polypropylen) ermöglichen es, den Platzbedarf für die Lagerung und die gesamte Logistik der Stahlbewehrung in Produktionswerken für Betonfertigteile zu optimieren. Sie erhöhen zudem die Sicherheit, indem sie die mit der herkömmlichen Stahlbewehrung verbundenen Gefahren im Arbeitsalltag reduzieren. Durch eine niedrige CO2-Bilanz und weniger Materialabfall tragen sie ausserdem zur nachhaltigen Bauweise bei.
Polymerfaserbewehrte Betonbauteile sind weniger anfällig für Korrosion. Der vollständige Ersatz der Stahlbewehrung und die Verringerung der Rissbreite in hybridbewehrten Bauteilen (Stahlbewehrung und Polymerfasern) führen zu einer besseren Korrosionsbeständigkeit und damit zu einer längeren Lebensdauer der vorfabrizierten Betonelemente. Die hervorragende Leistung von Polymerfasern, ihre einfache Handhabung und ihre Kosteneffizienz machen sie zu einer idealen Lösung für moderne Betonfertigteilanwendungen.
Neue SIA-Richtlinie
Die Vorteile der Polymerfasern und der Trend zum nachhaltigen Bauen haben den Schweizerischen Ingenieur- und Architektenverein (SIA) veranlasst, eine Richtlinie für faserbewehrten Beton zu erarbeiten. Der Entwurf prSIA 2064:2023-11 Faserbewehrter Beton – Baustoffe, Bemessung und Ausführung wurde kürzlich veröffentlicht. Die Norm wird den Einsatz von Fasern in der Betonproduktion weiter erleichtern und neue Anwendungsgebiete eröffnen. Hier einige Beispiele, wo Polymerfasern bereits heute verwendet werden:
1) Winkelstützelemente
Winkelstützelemente dienen der Hang- und Böschungssicherung im Hoch- und Landschaftsbau. Diese L-förmigen Elemente sind stabil und können hohe Lasten aufnehmen. Je nach Grösse und Belastung können 40 bis 60 Prozent der Stahlbewehrung durch Polymerfasern ersetzt werden. Bis zu einer Höhe von 1,05 Metern ist es möglich, die Stahlbewehrung vollständig zu ersetzen.
2) Lichtschächte
Lichtschächte dienen dazu, Licht und Luft in Kellerräume zu bringen. Oft werden diese Schächte aus Stahlbeton hergestellt. Bei normaler Belastung durch Erddruck und Verkehrslast sowie einer Einbautiefe von bis zu zwei Metern kann die Stahlbewehrung vollständig durch Polymerfasern ersetzt werden.
3) Trafostationen
Trafostationen aus Stahlbeton schützen Transformatoren und andere elektrische Anlagen. Der modulare Aufbau ermöglicht eine schnelle und flexible Installation vor Ort, was zu erheblichen Zeit- und Kosteneinsparungen gegenüber konventioneller Bauweise führt. Durch den Einsatz von Polymerfasern können 30 bis 50 Prozent der Stahlbewehrung eingespart werden. Eine mögliche Reduktion auf eine einlagige Bewehrung in Kombination mit Polymerfasern ermöglicht eine Reduzierung der Wandstärke. Dies führt zu einem schnelleren Einbau der Bewehrung, kürzeren Taktzeiten und daraus folgend zu einer höheren Produktionsgeschwindigkeit.
4) Fassadenelemente
Vorfabrizierte Fassadenelemente aus Faserbeton stellen eine ressourcenschonende und kostengünstige Alternative zu stahlbewehrten Fassadenelementen im konventionellen Hochbau dar. In vielen Fällen ist es möglich, die notwendige flächige Stahlbewehrung im End- und Transportzustand vollständig durch Polymerfasern zu ersetzen. Diese innovative Lösung ermöglicht die Reduktion der Bauzeit, der Kosten und des CO2-Fussabdrucks der Fassadenelemente um bis zu 10 kg CO2eq./m2.