Der Umbau des Eispavillons in St.Moritz knüpft an eine lange und turbulente Geschichte an. Das Projekt umfasste vor einigen Jahren die Renovation des gesamten historischen Gebäudes mit Restaurant, Lounge und Terrasse, wobei zahlreiche vorgefertigte Betonelemente zum Einsatz kamen. Im legendären Eispavillon wurden an den Olympischen Spielen 1928 und 1948 die erfolgreichsten Wintersportler geehrt, doch später verfiel er zur Bauruine. Rechtzeitig zur Ski-Weltmeisterschaft 2017 konnte man schliesslich mit neuen baulichen Akzenten an die glanzvolle Zeit anknüpfen, dies unter dem Namen Kulm Country Club. Ergänzend kamen zwei neue Zuschauertribünen am nahen Eisfeld Kulm hinzu. Laut den Projektverantwortlichen bleiben diese dem Erscheinungsbild der Originale aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts treu. Genutzt werden sie seither sowohl für sportliche als auch für kulturelle Anlässe.
«Betonelemente mit so filigranen Aussparungen sind aufwändig, man muss besonders vorsichtig vorgehen.»
Fabian Loacker,
Geschäftsführer Loacker AG
Geschwungene und gerade Linien als Kontrast
Während die dynamisch geformten Überdachungen der Haupt- und Nebentribüne grösstenteils in Holzbauweise erstellt wurden, dominieren bei den Stufen und Sitzen die geraden Linien und der rechte Winkel – und der Sichtbeton. Dieser kam auch Terrassengeländer am Pavillon zum Einsatz, das trotz des schweren Materials erstaunlich leicht wirkt. Es entstand dank der eingespielten Zusammenarbeit des Schweizer Baustoffproduzenten Holcim mit der Thurgauer Loacker AG. Die Firma hat sich auf die Fabrikation von Betonwaren, Kunststeinen, Natursteinelementen und Treppen spezialisiert. Der Geschäftsführer Fabian Loacker sagt: «Das Geländer am Kulm Country Club besteht aus sehr filigranen Betonelementen mit Aussparungen, welche in der Schalung von einer CNC-Fräse zugeschnitten wurden. Dies bedingte eine vorsichtige und aufwändige Arbeitsweise beim Betonieren mit entsprechendem Zeitaufwand.»
Betrachtet man alte Fotos des Eispavillons, so wird deutlich, dass sich die Architekten bei der Gestaltung des Geländers an der ursprünglichen, erstaunlich verspielten Formgebung orientiert haben.
Eine Betontreppe mit Beleuchtung
Eine noch grössere Herausforderung als das von weitem sichtbare Geländer brachte allerdings eine Treppe innerhalb des Eispavillons mit sich, wie Fabian Loacker berichtet. «Dieses Vorhaben war äusserst anspruchsvoll, weil das Ziel darin bestand, später unterhalb der Stufen eine indirekte LED-Beleuchtung einbauen zu können», sagt er. Laut dem Geschäftsführer wird eine solche Besonderheit aufgrund des grossen Aufwands nur selten umgesetzt. Die Aussparung in Form einer Rille musste man in der Herstellung mit Schaumstoff auskleiden. So gelang es, Platz für die Beleuchtung freizuhalten, die dann in einem späteren Arbeitsschritt installiert wurde.
Nach wie vor erinnert sich Fabian Loacker gerne an dieses nicht alltägliche Projekt in den Bündner Bergen, bei dem sich sein Unternehmen gleich mehrfach einbringen konnte. «Ich finde nach wie vor, dass diese Arbeiten ganz gut gelungen sind», sagt der Fachmann rückblickend. «Dies, obwohl man 2016 noch viel weniger auf die digitale Planung mit 3D-Modellen setzen konnte als heute.»