
Die «Einhausung Schwamendingen» ist schweizweit einzigartig. Dass die offene Autobahn nicht mehr quer durch das Zürcher Aussenquartier führt, trägt viel zur Aufwertung des dicht bevölkerten Lebensraums bei. Die Fahrbahnen sind nun weder zu sehen noch zu hören, dank insgesamt 232 Trägern aus Beton mit je bis zu 32 Metern Länge, die sie vollständig umschliessen.
Die Dimensionen des Projekts sind beeindruckend: Die Einhausung erstreckt sich auf einer Länge von 940 Metern, ihre Breite beträgt 30 Meter, die Höhe 7 Meter. Sie schliesst direkt an den Schöneichtunnel an, wodurch dieser stadtauswärts auf insgesamt 1,7 Kilometer verlängert wird. Das reduziert den Verkehrslärm und die Luftbelastung deutlich. Ausserdem entstand eine zusätzliche städtische Nutzfläche – der Ueberlandpark. Dieser Freiraum befindet sich auf dem neu entstandenen Dach der Einhausung. Er wurde als biodiverse Oase bepflanzt und im Mai 2025 mit einem Fest eingeweiht.
Vorteile der Betonvorfertigung genutzt
Auftraggeber der Einhausung Schwamendingen ist das Bundesamt für Strassen (ASTRA) in Partnerschaft mit Kanton und Stadt Zürich. Die von den Verantwortlichen gewählte Bauwerksgeometrie – also die Spannweiten der Fertigbetonträger beziehungsweise der Ortbetondecke von über 30 Metern auf Wandscheiben platziert und auf Bohrpfählen gelagert, darauf ein Parkaufbau – machte Beton zum idealen Baustoff bei diesem Vorhaben. Hinzu kommt, dass Beton aussergewöhnlich schalldämmend, langlebig, pflegeleicht und zudem feuerfest ist. Förderlich war auch die natürliche Helligkeit des Materials. Gemäss einem Bericht zur Verkehrsinfrastruktur belegen Studien, dass Beton den Bedarf an künstlicher Beleuchtung senken kann.
Die Einhausung Schwamendingen wurde in zwei Abschnitten von jeweils etwa 500 Metern realisiert. Und zwar im Tagbauverfahren, das auch als «offene Bauweise» oder «offener Tunnelbau» bekannt ist. «Die Methode wird häufig verwendet, wenn der Tunnel relativ flach unter der Erdoberfläche liegt und wenn in städtischen Gebieten gebaut wird», heisst es im Abschlussbericht. Von Vorteil war auch, dass damit bei laufendem Betrieb der an dieser Stelle vielbefahrenen Autobahn gearbeitet werden konnte. Nur für vereinzelte Tätigkeiten musste die Strecke teilweise in der Nacht gesperrt werden. Auch der unter der Autobahn hindurch verlaufende Tramtunnel und die nahe Tramstation konnten durchgehend genutzt werden.






Planung im 3D-Modell
Die von der Element AG vorgefertigten und installierten Betonträger sind ein wichtiger Bestandteil dieses Bauwerks, denn sie bilden die Basis für das Dach. Die Planung für die Betonvorproduktion erfolgte über alle Details und Schnittstellen hinweg in einem komplexen 3D-Modell am Computer. Die einzelnen Daten jedes produzierten Trägers wurden minutiös durch einen Geometer erfasst und ins digitale Modell zurückgespielt. So konnte eine äusserst präzise Vorbereitung der Auflagerpunkte auf der Baustelle vorgenommen werden.
Aufgrund der Linienführung der Nationalstrasse variierten die Abmessungen der Träger. Dies führte dazu, dass die Teile in einer definierten Reihenfolge auf der Baustelle abgeladen werden mussten, angeordnet nach Zeitpunkt und Ort ihrer Verwendung. Auch bei der Planung der Elemente selbst war exaktes Vorgehen gefragt. Zum Einsatz kam die BIM-Methode.
Nächtliche Montagearbeiten
Für die Installation der Betonelemente wurde die Autobahn jeweils in der Nacht gesperrt. Laut Angaben der Projektverantwortlichen bestand die grösste Schwierigkeit bei der Montage darin, dass das Zeitfenster klar definiert und relativ eng war. Doch wie in den Videos im Zeitraffer ersichtlich ist, meisterten die erfahrenen Fachleute sämtliche Herausforderungen mit Bravour.
Ein 650-Tonnen-Raupenkran – einer der leistungsfähigsten in der Schweiz – kam zum Einsatz, um die Betonträger zu platzieren. Jeder Träger besteht aus rund 26 Kubikmeter Beton und 7,5 Tonnen Bewehrung. Insgesamt weist jedes Einzelstück ein Gewicht von bis zu 70 Tonnen auf. Ein Grossteil der Träger wurde nach der Lieferung auf der Baustelle in Schwamendingen zwischengelagert, einige Elemente erreichten ihren Einsatzort «just-in-time». Das Team der Element AG strebte eine Einbauleistung von zehn Trägern pro Nacht an, insgesamt dauerten die Arbeiten 29 Nächte.
Die Projektverantwortlichen verweisen in ihrem Abschlussbericht auf die vielen Vorteile, die vorgefertigte Elemente aus Beton mit sich bringen: kontinuierlichen Fertigung, parallele Abläufe und eine dadurch stark verkürzte Bauzeit. Ausserdem wurde mit den gezielten Anlieferungen die begrenzten Platzverhältnisse auf der Baustelle entlastet. Als besonders effizient wird auch der Einsatz von hochfestem Beton und optimierten Herstellungsverfahren hervorgehoben.
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Kennzahlen
-Dauer der Umsetzung: 2019 – 2025
-Totale Länge des Bauwerks: 1680 Meter
-Länge der neuen Einhausung: 940 Meter
-Breite: 30 Meter
-Höhe: 7 Meter
-Durchschnittlicher Tagesverkehr: 120’000 Fahrzeuge
-Kosten: rund 600 Millionen Franken