Interview

«Die Prävention steht immer an erster Stelle»

Seit 15 Jahren gehört der Aargauer Alfred «Fredy» Suter zum Gremium Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz bei SwissBeton. Im Interview verrät er, was sich während seiner Beratungstätigkeit verändert hat und wo in der Betonbranche die grössten Gefahren lauern.

Seit 15 Jahren ist Fredy Suter als Suva-Berater in der Bau- und Betonbranche tätig.

Fredy Suter, was verbindet Sie mit Beton?
Geschäftlich befasse ich mich schon lange mit Baumaschinen und der Baubranche. Somit habe ich immer wieder mit Beton und der Betonvorfabrikation zu tun. Ich kenne die Abläufe, die damit verbunden sind.

Wie kam es zu Ihrem Engagement bei SwissBeton?
Dieses ergab sich mit meinem Einstieg bei der Suva 2009. Die Suva vereint Prävention, Versicherung und Rehabilitation und ist in diesen Belangen in verschiedenen Branchenverbänden vertreten. Zuvor bin ich in einem Betrieb tätig gewesen, der Baumaschinen und Krane herstellt. Ich kann bei SwissBeton und auch bei der Cemsuisse von diesen Erfahrungen profitieren und darauf aufbauen. Zwischen den Geräten und den Materialien besteht ein enger Zusammenhang. Mir kommt es zugute, dass ich mit beidem vertraut bin.

Wofür genau sind Sie bei SwissBeton zuständig?
Ich bin Vertreter der Suva und Berater für die Mitglieder von SwissBeton. In dieser Rolle leite ich die Verantwortlichen in den Firmen dazu an, die geltenden Richtlinien einzuhalten und korrekt umzusetzen. Fachsprachlich gesagt bin ich Betreuer für die Branchen 01 und verschiedene Betriebsgruppenlösungen nach der EKAS RL 6508. Meine Aufgabe besteht darin, die Arbeitssicherheit und den Gesundheitsschutz in der Betonvorfabrikation und in der Zementindustrie zu gewährleisten.

Welche Entwicklungen haben Sie seit Ihrem Einstieg bei der Suva in der Betonbranche beobachtet?
Das Wichtigste ist: Die Unfallzahlen sind in den vergangenen 15 Jahren gesunken. Dies zeigt uns die Statistik und darüber freue ich mich. In der Betonbranche zeigt sich diese Entwicklung besonders stark, aber auch in anderen Sparten konnten wir sie in letzter Zeit beobachten. Auf diesen Erfolg können auch die beteiligten Unternehmen stolz sein!

Welche Beispiele können Sie hier nennen?
Eine entscheidende Verbesserung gab es bei der Ergonomie. Viele Betriebe haben in den vergangenen Jahren Krane und andere Hilfsmittel installiert, mit denen schwere Lasten angehoben werden können. Zuvor mussten die Angestellten diese Arbeit mit Muskelkraft erledigen, was der Gesundheit in vielen Fällen schadete. Da nun weniger Angestellte unter Schmerzen leiden, kommt es seltener zu Ausfalltagen. Ausserdem konnten wir in der Betonbranche einen Rückgang der Augenunfälle verzeichnen. Dies, da ich mich dafür eingesetzt habe, dass die Mitarbeitenden ihre individuell angepassten Schutzbrillen bekommen und diese während der Arbeit tragen. Um darauf aufmerksam zu machen, gab es sogar eine spezialisierte Suva-Kampagne. Ein weiteres Thema, das derzeit aktuell ist, ist der UV-Schutz. Hier können wir viel von anderen Ländern lernen, die in diesem Bereich schon weiter sind als wir in der Schweiz.

Wie gehen Sie vor, um praktikable Lösungen zu finden?
Entscheidend ist der Dialog. Ich sehe mich in der Rolle des Beraters und Kundenbetreuers, der gemeinsam mit den Sicherheitsbeauftragten der Firmen die bestmögliche Lösung finden will.

Fredy Suter ist für die Suva oft im Aussendienst unterwegs.

Welche Gefahrenquellen sind in der Betonbranche typisch und wie kann man sie beheben?
In der Planung werden die gesetzlichen Vorgaben der Bauarbeiterverordnung sowie die Absturzgefahren teilweise vernachlässigt, oder sie sind den zuständigen Personen nicht ausreichend bekannt. Am häufigsten ereignen sich Stürze. Dem können die Firmen mit Absperrungen und Vorrichtungen entgegenwirken. Auch Verbrennungen mit Heissmehl kommen vor, häufig sind diese gravierend. Schutzkleidung, Handschuhe und Brillen können die Mitarbeitenden davor bewahren. Wichtig ist auch, dass alle Maschinen und Anlagen mit einem Notstopp ausgerüstet sind.

Was müssen Sie tun, wenn Ihnen ein Arbeitsunfall gemeldet wird?
In schweren Fällen muss ich den Unfallort aufsuchen und das Ereignis rapportieren. Dies ist herausfordernd. Denn in der Baubranche, in der körperlich gearbeitet wird, können sich schwere Unfälle ereignen, zum Teil mit Todesfolge. Als Angestellter der Suva habe ich im Allgemeinen den Auftrag, die Ausführung von Sicherheitsmassnahmen zu kontrollieren und wo nötig konstruktiv zu beanstanden – dies, bevor etwas passiert. Übrigens werden bei einigen Unternehmungen auch Fast-Unfälle gemeldet, um Gefahrenquellen zu erkennen und frühzeitig beheben zu können. Damit haben wir gute Erfahrungen gemacht, denn die Mitarbeitenden werden dadurch zum Mitdenken animiert.

«Ich sehe mich als Berater im Dienste der Sicherheit, der gemeinsam mit den Firmen die bestmöglichen Lösungen findet.»

Fredy Suter

Auf welche schönen Momente aus Ihrer langen Amtszeit blicken Sie zurück?
Da ich zu rund drei Vierteln meiner Arbeitszeit im Aussendienst unterwegs bin, erhalte ich viele Einblicke in die Unternehmen. Dort treffe ich immer wieder auf Menschen, die ich aus früheren beruflichen Zusammenhängen kenne. Einigen begegne ich seit ihrer Lehrzeit immer wieder. Ich finde es spannend zu sehen, welche Laufbahnen sie eingeschlagen haben und wie sie sich fachlich weiterentwickeln.

Welche weiteren Pläne haben Sie für Ihre eigene Karriere?
Ich gebe weiterhin mein Bestes, um zur Senkung der Unfallzahlen beizutragen. Im Sommer 2026 werde ich dann in den Ruhestand gehen. Mein Nachfolger Ueli Stampfli ist bereits jetzt bei der Suva tätig, was für uns beide von Vorteil ist. Wir haben nun genügend Zeit für die Amtsübergabe, zum Beispiel für den Aufbau von Kontakten. Ich bin überzeugt, dass Ueli Stampfli die Tätigkeit bei SwissBeton nach meinem Rücktritt kompetent weiterführen kann.

Was möchten Sie den Produzenten von Betonelementen für die Zukunft mit auf den Weg geben?
Ich rate allen, auf die Prävention zu setzen. Sie steht an erster Stelle! Wenn weniger Unfälle geschehen, wirkt sich das nicht nur positiv auf die Gesundheit, sondern auch auf die Zufriedenheit der Teams und auf die Wirtschaftlichkeit aus. Man kann also nur gewinnen, wenn man vorsorgliche Massnahmen trifft.

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