Für Kevin Bischofberger war klar: Er will eine Lehre auf dem Bau machen, denn er arbeitet gerne mit den Händen und es ist ihm wichtig, am Abend ein Resultat zu sehen. Darum schnupperte er als Strassenbauer und Maurer. Dann erzählte ihm sein Vater von der Ausbildung zum Betonwerker: «Von diesem Beruf hatte ich noch nie gehört, aber er hat mich sofort interessiert», sagt Kevin Bischofberger. Also absolvierte er bei der Firma saw spannbetonwerk ag in Widnau eine fünftägige Schnupperlehre und wusste danach: «Das ist es!»
Betonwerker stellen Betonelemente in allen möglichen Formen her: Fassadenplatten, Stützen, Fensterbänke und sogar Gartenmöbel. Bis aus flüssigem Beton ein stabiles Element wird, sind mehrere Arbeitsschritte nötig: Es braucht eine Schalung aus Holz, Verstärkungen aus Eisengitter und die passende Betonmischung. Nach dem Ausschalen können die Oberflächen zum Beispiel durch Sandstrahlen veredelt werden.
Abwechslungsreiche Tätigkeiten
Wer Abwechslung mag und gerne mit verschiedenen Materialien arbeitet, kommt im Betonelementwerk auf seine Kosten. Aktuell arbeitet Kevin Bischofberger an der Bewehrung für ein Fassadenelement. Geschickt fixiert er Eisengitter mit Drähten und kontrolliert die Abstandhalter. Diese Konstruktion ist wie ein Skelett; sie gibt dem fertigen Betonelement Stabilität. Gemeinsam mit seinem Ausbildner Beninu Tobler vergleicht der Lernende seine Arbeit mit den Vorgaben auf dem Plan. Alles passt. «Räumliches Vorstellungsvermögen ist das A und O bei unserer Arbeit. Wir bekommen einen zweidimensionalen Plan und müssen uns das fertige Element in 3D vorstellen», erklärt der Ausbildner. Beninu Tobler ist seit sieben Jahren bei der saw. Zuerst als Lehrling und nun als Ausbildner. Er gibt sein Wissen gerne weiter und sieht sich nicht nur als Lehrmeister, sondern auch als Vorbild. Beninu Tobler hat Kevin Bischofberger bereits während der Schnupperlehre betreut. So haben beide gemerkt: Wir zwei – das passt.
«Am Abend sehe ich ein Resultat. Das ist toll!»
Kevin Bischofberger, Lernender Betonwerker EFZ
Einmal pro Woche besucht Kevin Bischofberger die Berufsschule in Zofingen. Der Weg aus dem St.Galler Rheintal ist weit. Um pünktlich im Schulzimmer zu sitzen, muss er den ersten Zug um 4.30 Uhr erwischen. Er nimmt es positiv: «Ich nutze die Fahrt jeweils zum Lernen und für einen Powernap.»
Beruf mit vielen Vorteilen
Auch sein Arbeitsalltag im Elementwerk beginnt früh: nämlich um 6 Uhr. Dafür ist um 16 Uhr Feierabend. Neben den Arbeitszeiten nennt Kevin Bischofberger einen weiteren Pluspunkt: Sein Arbeitsplatz ist wettergeschützt. Betonwerkerinnen und Betonwerker arbeiten im Gegensatz zu anderen Bauberufen unter Dach.
Nun ist das erste Lehrjahr schon fast vorbei, doch Kevin Bischofberger erinnert sich noch gut an den Anfang: «Die Umstellung vom Schul- auf den Berufsalltag war streng. Ich hatte über Wochen Muskelkater in den Armen und Beinen.» Gewöhnt hat er sich auch an den rauen Umgangston im Elementwerk. Er sieht darin sogar einen Vorteil: «Inzwischen bin ich schlagfertiger und lasse mir nicht mehr alles gefallen. Die Lehre ist für mich auch eine Lebensschule.»
«Mit Betonelementen zu arbeiten, ist ein bisschen wie Lego spielen für Erwachsene.»
Beninu Tobler, Ausbildner
An Zukunftsprojekten mitarbeiten
Und was war sein spannendstes Projekt bis jetzt? Die Antwort kommt sofort: «Die Fassaden- und Fensterelemente für das neue Kantonsspital in St.Gallen.» Vor kurzem hat er das fertige Gebäude besichtigt, und Stolz schwingt mit, wenn er sagt: «In diesen Teilen steckt auch meine Arbeit. Es ist toll zu sehen, wie aus den einzelnen Elementen ein Gebäude entstanden ist, das viele Jahre halten wird.» Und Beninu Tobler ergänzt: «Mit Betonelementen zu arbeiten ist ein bisschen wie Lego spielen für Erwachsene.»
Die Arbeit mit Beton ist für beide ein Traumberuf. Sie hoffen, dass sich noch mehr junge Menschen für den abwechslungsreichen Beruf begeistern können. Vielleicht lässt sich schon bald jemand von ihrer Begeisterung anstecken. Zum Beispiel bei einer Schnupperlehre in der saw in Widnau.