Interview

«Ich bin gern dort, wo alles passiert»

Fabian Loacker führt in siebter Generation die Geschicke der Loacker AG aus Hauptwil TG. Das Unternehmen ist Spezialistin für vorfabrizierte Treppenelemente aus Beton. Im Interview verrät der 42-Jährige, warum er Hühnerhaut bekommt, wenn am Schluss alles zusammenpasst.

Fabian Loacker, welche drei Begriffe beschreiben Ihre Produkte aus Beton am besten?
Was wir herstellen, ist vielfältig, optisch ansprechend und aus meiner Sicht ganz einfach eine Meisterleistung.

Betonvorfabrikate werden für die verschiedensten Anwendungen hergestellt. Worin ist die Loacker AG besonders stark?
Wir haben uns auf Treppen spezialisiert – bei den Wendeltreppen sind wir top. Wir übernehmen jeweils das gesamte Projekt von der Planung bis zur Umsetzung. Dazu gehören die Statik und alles Drum und Dran.

Wie kam es zu diesem Fokus?
Unsere Firma ist 130 Jahre alt. Die Loackers von damals hatten eine Baufirma gegründet. Lange boten sie dabei alles rund ums Bauen an, insbesondere auch Sanierungen. Mein Grossvater und mein Vater leiteten schliesslich die Spezialisierung auf Betonelemente ein. Diese stellen wir seit 1979 her.

«Keine einzige unserer Treppen ist gleich wie die andere.»

Fabian Loacker

Was verbindet Sie mit dem Baustoff Beton?
Beton ist mein Leben – damit bin ich aufgewachsen. Bereits als 12-Jähriger habe ich in den Sommerferien im Familienbetrieb mit angepackt. Was mich schon damals faszinierte: Es steckt enorm viel Handarbeit in der Herstellung von Vorfabrikaten. Keine einzige unserer Treppen ist gleich wie die andere.

Wann sind Sie in Ihrem Element?
Wenn ich durch unsere Produktionshallen gehe. Hier wird konzentriert und sorgfältig gearbeitet. Und wir machen alles von Hand. Hier arbeitet der Schreiner, der die Schalungen herstellt, dort die Betonwerker, die armieren und betonieren. Wir haben auch einen Betonkosmetiker. Ich bin einfach gern dort, wo alles passiert.

Die meisten Menschen sehen den Beton wohl als einen brachialen Baustoff. Sie sprechen von Betonkosmetik. Was muss am Beton verschönert werden?
Wir legen viel Wert darauf, dass unsere Treppen keine Makel aufweisen. Dass sie schön aussehen, bis ins kleinste Detail. Dies verlangt Fingerspitzengefühl. So müssen etwa Transportlöcher vor Ort mit einem Reprofiliermörtel gefüllt werden. Auch die Kanten werden manchmal nachgebessert. Das kann nur jemand, der langjährige Erfahrung und ein Auge für die Schönheit des Werkstoffs hat.

Gibt es für Sie bei der Arbeit ganz besondere Momente?
Ja. Zum Beispiel, wenn ich eine unserer Treppen montiert auf der Baustelle sehe. Wenn alles zusammenpasst, es eine saubere Sache ist, dann bekomme ich Hühnerhaut. Wenn die Bauherrschaft, die Architekten und die Menschen, die in den Gebäuden wohnen, Freude haben. Das macht mich stolz.

Treppen sind sein Element. Fabian Loacker vor der Produktionshalle in Hauptwil TG.

Sie vertreten die Firma Loacker bereits in der 7. Generation. Was haben Sie von Ihren Vorgängern gelernt?
Fast alles. Mein Onkel war Technischer Zeichner. Mein Vater führte das Offertwesen. Von ihm habe ich gelernt, wie man ein Geschäft führt. Er war mein Mentor. Jetzt ist er im Verwaltungsrat und kommt noch ab und zu vorbei, um etwas Betonluft zu schnuppern. Er lässt mich machen.

Pflegen Sie einen besonderen Führungsstil?
Ganz ehrlich? Keine Ahnung. Am allerwichtigsten ist für mich, dass das Team passt. Eine familiäre Atmosphäre mit zufriedenen Mitarbeitenden, die gern zur Arbeit kommen, das ist mein Credo. Denn wenn sie nicht gern kommen, funktioniert der Betrieb nicht.

Spüren Sie den Fachkräftemangel?
Jein – vor eineinhalb bis zwei Jahren hatten wir eine Phase, in der wir Leute gesucht haben. Inzwischen haben wir wieder ein sehr gutes Team beieinander, das super harmoniert. Schwieriger ist es beim Nachwuchs. Letztes Jahr haben wir keinen Lernenden gefunden. Dabei ist Betonwerker ein sehr schöner Beruf.

Short Cuts

Das Schulhaus Burghalden in Baden. Es hat runde, gewendelte Treppen mit seitlicher Aufbordung. Die einzelnen Elemente sind 2,45 Meter breit und wiegen zwischen 8,5 und 9,5 Tonnen. Es war für uns ein Riesenprojekt mit langer Bauzeit. Und es war das letzte grosse Projekt, das ich mit meinem Vater zusammen realisiert habe.

Das neue Museumszentrum an der «Plateforme 10» in Lausanne. Die Architektur der beiden Portugiesen Manuel und Francisco Aires Mateus finde ich schlicht phänomenal.

Mudac Lausanne, Copyright Matthieu Gafsou

Foto: Matthieu Gafsou

Ich finde bei jedem Projekt einen Trigger und fange Feuer. Darum ist es ganz einfach das nächste Projekt, das auf uns zukommt.

Welches ist Ihre Lieblingstreppe?
Eine graue Sichtbetontreppe, schalungsglatt. So wie sie oft in modernen Gebäuden eingebaut werden. In Ausstellungshallen, in denen die Räume sehr gross sind, kommen sie besonders schön zur Geltung.

Welche Architektur finden Sie spannend?
Mir gefallen Projekte, in denen alt und neu gemischt wird. Holz und Beton zum Beispiel.

«Ich bin nicht so der Typ, der jedem neuen Trend folgt. Ich tüftle lieber selbst.»

Fabian Loacker
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Welche Trends verfolgen Sie, wenn es um die Weiterentwicklung der heutigen Baumaterialien – und insbesondere Beton – geht?
Ich bin nicht so der Typ, der jedem neuen Trend folgt. Ich tüftle lieber selbst. Ein Projekt, das wir ausprobiert haben, zusammen mit einem Heizungsspezialisten, waren Wandelemente aus Beton mit einer integrierten Luft-Wärme-Anlage. Dabei haben wir eine Spirale in die Wand eingebaut, die Wärme aus dem Boden zieht. Wir haben gemerkt, in südlichen Ländern würde es funktionieren, bei uns ist es zu kalt. Darum haben wir das nicht weiterverfolgt.

Wann sind Sie durch und durch in Ihrem Element?
Eigentlich immer. Ich verbringe viel Zeit im Geschäft. Ich bin im Büro voll dran, und in der Produktionshalle voll dran. Und dann habe ich noch das Fischen. Das ist mein Hobby. Die Momente an Seen und Flüssen – meistens in Frankreich – sind die Momente, in denen ich mich entspanne. Dann stelle ich das Telefon aus.

Fabian Loacker

Fabian Loacker hat eine Lehre als Betonwerker absolviert und arbeitete danach auf dem Bau, unter anderem auch zwei Jahre lang für eine Sanitärfirma. Mit 24 stieg der heute 42-Jährige in den Familienbetrieb ein. Im Herbst 2021 übernahm er in siebter Generation die Geschäftsleitung der Loacker AG mit 12 Mitarbeitenden. 

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