Interview

«Meine Passion ist die Digitalisierung»

Roger Dällenbach leitet seit 2023 die Stratea AG. Den Betrieb im Aargau, den es zuvor unter dem Namen K. Studer AG gab, baut er schrittweise zu einem digital orientierten Unternehmen um. Unter anderem setzt er sich für die mit Robotik unterstützte Verarbeitung von Beton und die damit verbundenen Prozesse ein.

Roger Dällenbach, was bedeutet Beton für Sie?
Ich schätze die vielen Möglichkeiten, die dieser Werkstoff bietet. Mit Beton lässt sich ein Mehrwert im Sinne von Farben, Formen und Texturen erzielen, auch in Kombination mit anderen von uns verarbeiteten Materialien wie Naturstein oder Keramik. Ich sehe auch grosse Chancen im Bereich Nachhaltigkeit und CO2-Einsparungen.

Welche drei Begriffe eignen sich, um Ihre Firma in Kürze zu beschreiben?
Transformation, individuelles Design und Effizienzsteigerung.

Ursprünglich wurde die von Ihnen geleitete Firma 1923 als Familienbetrieb unter dem Namen K. Studer AG gegründet. Wann und warum sind Sie eingestiegen?
Meine heutige berufliche Funktion als CEO habe ich seit Sommer 2023 inne. Es war ein grosser Schritt und auch ein erhebliches Risiko, eine Traditionsfirma wie die K. Studer AG zu übernehmen. Ich wurde damit zum Unternehmer. Gemeinsam mit COO Yves Abegg, den ich von einer früheren Arbeitsstelle in der Baubranche her kannte, nahm ich diese Herausforderung an. Die Stratea ist nun zwar kein Familienbetrieb im eigentlichen Sinne mehr. Trotzdem fühlt es sich so an, denn wir ziehen alle am gleichen Strang und bilden eine Einheit.

Welchen Führungsstil pflegen Sie?
Yves Abegg und ich führen das Team auf kooperative Weise. Uns ist es wichtig, in engem Austausch mit dem Team zu sein und den Mitarbeitenden Wertschätzung entgegenzubringen. Wir machen das, in dem wir ihnen Perspektiven bieten. Wir geben Ziele und Anhaltspunkte vor und übertragen den einzelnen Angestellten verantwortungsvolle Aufgaben, damit sie lernen und daran wachsen können. Und wichtig ist auch, dass der Humor bei uns nie zu kurz kommt!

2024 kam es zu einer Neuausrichtung und Umbenennung des Betriebs. Weshalb?
Die K. Studer AG war ein traditioneller Betrieb, der vor der Übernahme auf eine Weise geleitet wurde, die ich nicht zeitgemäss finde. Die Dienstwege erschienen mir kompliziert, die Arbeitsprozesse waren durchwegs analog wie in den 1990er Jahren. Organisatorisch haben wir im vergangenen Jahr viele Änderungen vorgenommen. Und das ist erst der Anfang.

Was haben Sie konkret vor?
Wir werden unsere Schwerpunkte noch mehr auf die Kunden ausrichten. Damit dies auch von aussen sichtbar ist, werden wir unser in die Jahre gekommenes Bürogebäude aus den 1960er-Jahren durch einen Neubau ersetzen. Dort kommen gedruckte Fassadenelemente aus Beton zum Einsatz, um die Stratea AG nach heutigen Massstäben angemessen zu präsentieren. Im Umgang mit unserer Kundschaft sprechen wir vermehrt die Emotionen der Menschen an, indem wir unsere Produkte so präsentieren, dass sie mitten im Leben zur Geltung kommen. Das heisst: Wir setzen auf faszinierende Showrooms und spannende Geschichten statt auf langweilige Lager, in denen sich die Materialproben aneinanderreihen.

Short Cuts

Active Living ist der etwas andere Showroom, den wir derzeit entwickeln. Es handelt sich um eine Terrassenwohnung in Untersiggenthal, die mit exklusiven Lösungen aus unserem Betrieb ausgestattet ist. Beispielsweise kommen dreidimensional gedruckte Betonelemente als Möbel oder in der Wandstruktur vor, dies in Kombination mit Naturstein und Keramik.

Das Montblanc-Haus in Hamburg. Diesen Museumsbau im Norden Deutschlands haben wir kürzlich auf einer Geschäftsleitungsreise besichtigt. Auf der Fassade aus Beton erkennt man ein riesiges Relief, das die Montblanc-Bergkette zeigt. Das Montblanc-Haus gefällt mir, weil es die Vielfältigkeit im Exterieur und im Interieur zeigt.

Ein Bauvorhaben, bei dem der Digital Building Process von Betonfertigteilen so zur Geltung kommt, dass besonders effiziente Strukturen entstehen. Wenn man ein Decken-, Träger – und Stützensystem mit dieser Methode verschlankt, kann man bei genügend hohen Bauten ein zusätzliches Stockwerk einfügen. Daher sind solche Türme nicht nur optisch, sondern aufgrund der Termin- und Kosteneinsparungen auf der Baustelle auch wirtschaftlich interessant.

Welche Vision vom nachhaltigen Bauen verfolgen Sie?
Für mich muss Nachhaltigkeit immer in Kombination mit Wirtschaftlichkeit stehen. Dies ist zum Beispiel der Fall, wenn wir bei gedruckten Betonelementen einiges an Material einsparen können, weil es möglich ist, mit Zwischenräumen zu arbeiten. Aber auch neue Technologien sowie umweltgerechte Zemente, lokale Transportwege und gezieltes Design helfen, diesen Ansatz zu verfolgen.

Welche weiteren neuen Methoden im Bereich der Betonvorfabrikation kommen bei der Stratea AG zum Einsatz?
Das sind neben dem 3D-Druck auch Methoden der Robotik im Schalungsbau und in der Bearbeitung von Beton. Dadurch sind wir in der Lage, neue Formen zu gestalten, die zuvor nicht in dieser Präzision gefertigt werden konnten. Das Merkmal, das wir als unseren Wiedererkennungswert bezeichnen, ist ein leichter, abgerundeter Schwung in der Form von gedruckten Elementen.

Welches Betonelement ist ihr liebstes und warum?
Mir sagen genau diese neuen Digital Building Processes am meisten zu, weil sie den Fortschritt der Technologie schön veranschaulichen. Das können jeweils strukturelle oder dekorative Elemente sein. Wichtig ist auch die Konzeptionierung bezüglich der Eingliederung in die existierende Umgebung.

Und wann sind Sie durch und durch in Ihrem Element?
Wenn ich irgendwo das Potenzial zur Weiterentwicklung herausspüre. Das fordert mich heraus. Dann will ich sofort handeln und einen Fortschritt erzielen.

Roger Dällenbach


Der Bauingenieur ist seit 2023 CEO der Stratea AG. Das Unternehmen mit Sitz im aargauischen Frick stellt Fertigteile aus Beton, Keramik und Naturstein her und beschäftigt je nach Auftragslage rund 45 bis 60 Mitarbeitende. Vor dem Antritt seiner Führungsposition hat Roger Dällenbach vielfältige Berufserfahrungen in anderen Unternehmen der Branche gesammelt.

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