Fredy Fanger, was bedeutet Beton für Sie?
Beton ist ein genialer Baustoff, der uns viele Möglichkeiten bietet. Er ist formbar, druckfest, langlebig und wiederverwertbar – ein vielseitiges, nachhaltiges Naturprodukt. Zudem schätze ich es, dass Infrastrukturen dank Beton erschaffen und erhalten werden können.
Wie kamen Sie mit dem Baustoff Beton in Kontakt?
Ich bin mit Beton aufgewachsen. Mein Vater, Paul Fanger-von Moos, führte seit den 1940ern seinen eigenen Betrieb, ein Baugeschäft. Hierfür liess er unter anderem ein Kies- und Betonwerk am Sarnersee erbauen. Eine Zeit lang war er in beiden Bereichen tätig, doch dann beschloss er, sich auf die Elementtechnik zu konzentrieren. In der Herstellung von vorfabrizierten Betonelementen sah er eine grosse Chance – eine Meinung, die ich mit ihm teile. Als Kind erlebte ich diese Entwicklung hautnah. Da sich auch meine Mutter in der Firma engagierte, war die Arbeit bei uns daheim oft ein Thema.
Wie zeigte sich Ihre Faszination für den Betrieb damals?
Oft und gern war ich auf dem Werksgelände unterwegs, dort kurvte ich dann mit dem Pneulader herum. Für mich stand früh fest, dass ich in einem mit Beton verbundenen Beruf tätig sein möchte. Es reizte mich, die Tradition weiterzuführen und selbst etwas zu bewegen. Also machte ich als Erstausbildung eine Lehre zum Eisenbetonzeichner.


Welche drei Begriffe eignen sich, um die Fanger Elementtechnik AG in Kürze zu beschreiben?
Wir sind erfahren, nachhaltig und familiär. Erfahren, weil es den Betrieb seit 85 Jahren gibt. Nachhaltig, weil wir mit Kies aus den Seen und Bächen im Kanton Obwalden arbeiten, was aufgrund der kurzen Transportwege effizient ist und zusätzlich dem Hochwasserschutz dient. Und wir sind familiär, da wir als Familienbetrieb grossen Wert auf das Wohl und die Zufriedenheit unserer Mitarbeitenden legen.
Wie verlief Ihre Laufbahn innerhalb der Firma?
Bereits mit 26 Jahren übernahm ich 1983 eine leitende Funktion. Dies geschah früher als geplant, da mein Vater zu jener Zeit unerwartet verstarb. Gemeinsam mit meinen Brüdern, meiner Schwester und einem Schwager bildeten wir über viele Jahre ein starkes und bereicherndes Führungsteam. Diese Konstellation bestand bis 2012. Durch Pensionierungen trug ich anschliessend über ein Jahrzehnt hinweg die Hauptverantwortung allein.
Was bedeutet Ihnen im Beruf besonders viel?
Neben hohen fachlichen Ansprüchen lege ich grossen Wert auf einen guten Draht zur Kundschaft und den rund 50 Mitarbeitenden. Nach wie vor bin ich Inhaber und Verwaltungsratspräsident der Fanger Elementtechnik AG. Die operative Geschäftsleitung liegt heute erfolgreich in den Händen eines dynamischen Dreiergremiums. Es war mir stets ein Anliegen, diesen Übergang als bewusst gestalteten Prozess zu begleiten. Gerade auch, weil mein eigener Einstieg seinerzeit durch den plötzlichen Tod meines Vaters ganz anders verlief.
Wie sieht Ihre Nachfolgeplanung aus?
Sie ist weitgehend geklärt. Glücklicherweise identifizieren sich auch meine Söhne stark mit dem Familienbetrieb. Nino, der Älteste, ist seit dem Abschluss seines Bauingenieurstudiums vor drei Jahren als Mitglied der Geschäftsleitung und als Projektleiter ins Unternehmen eingestiegen. Mauro, der Mittlere, ist gelernter Polygraf und studiert derzeit Wirtschaft. Parallel dazu unterstützt er uns in einem Teilzeitpensum im Bereich Marketing. Livio, der Jüngste, studiert Architektur und wird diesen Sommer ein Praktikum bei uns absolvieren. Kurz gesagt, ich blicke mit grosser Zuversicht in die Zukunft. Wenn mein Rat gefragt ist, stehe ich selbstverständlich jederzeit zur Verfügung. Ich möchte meinen Söhnen aber gleichzeitig den nötigen Freiraum für ihre eigene Entwicklung lassen.
Short Cuts
«Für das neue Schulhaus in Sachseln haben wir vor einiger Zeit eine aussergewöhnliche Fassade hergestellt. Dazu gehören zahlreiche Fotoplatten aus Beton, auf denen lebensgrosse Bilder von Sachsler Schulkindern prangen. Hierfür haben wir eng mit einem Künstler zusammengearbeitet. Ich finde es faszinierend, dass unsere Elemente eine so persönliche Botschaft vermitteln, die zum Bestimmungszweck des Gebäudes passt.»
«Die Gestaltung des Frutt Mountain Resorts entspricht mir sehr. Der weitläufige Hotelbau in Melchsee-Frutt wurde mit einer vorgehängten Fassade aus Betonelementen gestaltet. Mit ihren klaren Linien bildet sie einen spannenden Kontrast zur urchigen Bergwelt Obwaldens.»
Bild: zVg Frutt Mountain Resort
«Mir war und ist es ein Anliegen, noch mehr auf die Effizienz zu setzen. Gerade im Infrastrukturbau ist dieses Kriterium entscheidend. Zum Beispiel beim Bau von Stützmauern entlang von Autobahnen – bei diesen Dimensionen lässt sich mit der Vorfertigung viel Zeit sparen. Ich wünsche mir daher, dass die Fanger Elementtechnik AG künftig weitere Projekte in diesem Bereich umsetzen kann.»
Auf welche Produkte haben Sie sich mit der Fanger Elementtechnik AG spezialisiert?
Unsere Kernkompetenz liegt in der Beratung, der Herstellung, dem Transport und der Montage von vorfabrizierten Betonelementen für Infrastrukturbauten, ganz nach unserem Motto «Alles aus einer Hand». Genutzt werden die Elemente beim Bau von Unterführungen, Aufgängen, Durchlässen, Kanälen und Tunnels. Darüber hinaus fertigen wir Schottertröge, Bauteile für den Brückenbau sowie Stützmauern. Im Bereich Hochbau beliefern wir unsere Kundschaft mit hochwertigen Fassaden- und Balkonelementen. Häufig arbeiten wir mit Modulbausystemen, die wir zum Teil selbst entwickelt oder weiter optimiert haben. Dabei achten wir stets auf die Verbindung von Technik und Ästhetik.
Welche Betonelemente gefallen Ihnen am besten?
Mir gefallen besonders jene, die an Verkehrswegen beinahe unsichtbar zum Einsatz kommen, aber enorm wirkungsvoll sind. Ein gutes Beispiel sind Schottertröge, die zur Abdichtung und Entwässerung von Eisenbahnbrücken eingesetzt werden. Mit unseren massgefertigten Lösungen können wir dazu beitragen, die Nutzungsdauer dieser Infrastrukturen um Jahrzehnte zu verlängern.



Was sind aus Ihrer Sicht die Vorteile von vorfabrizierten Elementen?
Bei uns im Werk findet die Produktion unabhängig von der Witterung statt. Das führt zu einer konstant hohen Qualität und Passgenauigkeit. In unseren drei Fertigungshallen gibt es sogar Bodenheizungen. So können wir einerseits unserem Team zu jeder Jahreszeit angenehme Arbeitsbedingungen bieten, andererseits kommt das dem Material zugute. Die gestalterischen Freiheiten der Vorfertigung schätze ich sehr. Es gibt unzählige schöne Varianten an Formen, Farben und Strukturen. Unser Angebot umfasst Besonderheiten wie den Fotobeton, also Sichtbetonplatten, deren Oberfläche mit dauerhaft eingelassenen Bildern versehen sind. Hier sind wir schon sehr nahe an der Grenze zur Kunst. Ein weiterer Vorteil ist die effiziente Montagezeit. Vor allem im Bahnbereich sind dadurch wirtschaftliche und sichere Lösungen möglich, ohne dass der Zugverkehr unterbrochen werden muss.
Was geht Ihnen durch den Kopf, wenn Sie ein von Ihrem Team fertiggestelltes Projekt sehen?
Ich bin erfreut und dankbar. Wir führen seriöses Handwerk aus, verbunden mit innovativen Ideen und viel Herzblut. Mir ist es ein Anliegen, auf die Bedeutung des Handwerks aufmerksam zu machen, denn ich bin überzeugt, dass es dringend weiter gefördert und wertgeschätzt werden muss.
Abgesehen von Ihrem Beruf und im Hinblick auf Ihre Pensionierung: Wann sind Sie durch und durch in Ihrem Element?
Beim Mountainbiken, Wandern und Langlaufen geniesse ich es, die wunderschöne Landschaft zu erkunden. Hier im Kanton Obwalden beginnt das Naherholungsgebiet direkt vor der Haustür. Ein Privileg, das ich künftig noch öfter nutzen möchte. Darauf freue ich mich.
«Ich schätze vor allem die gestalterischen Freiheiten der Vorproduktion: Farbe, Form und Struktur.»
Fredy Fanger



Fredy Fanger
Fredy Fanger ist seit 1983 in leitender Funktion in der Fanger Elementtechnik AG tätig, einem von seinem Vater gegründeten KMU in Sachseln / Giswil im Kanton Obwalden. Der Betrieb hat derzeit rund 50 Mitarbeitende. Aktuell tritt Fredy Fanger schrittweise in den beruflichen Ruhestand über. Nach wie vor engagiert er sich in einem Teilzeitpensum als Inhaber und Verwaltungsratspräsident. Als Erstausbildung hat Fredy Fanger eine Lehre zum Eisenbetonwerker absolviert, später folgte eine Zusatzausbildung zum Maurer und eine Weiterbildung an der Bauführerschule.