Interview

«Trotzdem ist Handarbeit nötig …»

Die Digitalisierung ist unser ständiger Begleiter, und Roboter gehören je länger je mehr zum Arbeitsalltag. Neu auch in der Herstellung von Betonfertigelementen. Doch ist auf die Helfer wirklich Verlass? Einer, der diese Thematik sehr ernst nimmt, ist Markus Hirschi. Wir haben dem Roboterbesitzer und Branchenpionier den Puls gefühlt.

Markus Hirschi, Sie haben einen von weltweit drei für die Vorfabrikation modifizierten 7D-Industrierobotern im Einsatz. Erzählen Sie …
Unser MODELLIT-Roboter «Specht» eröffnet uns ganz neue Möglichkeiten. Mit den speziell entwickelten Werkzeugen und der Software arbeitet er absolut zuverlässig, ist 24/7 ohne Pause einsetzbar und an Genauigkeit kaum zu übertreffen.

Und was fasziniert Sie ganz besonders?
Der kurze Weg. Der Fräsroboter schafft sehr komplexe, filigrane, organische Strukturen in kürzester Zeit und ohne unnötige Zwischenschritte. Wir gelangen also fast direkt von der Idee zur Schalung und sparen damit Zeit und Kosten. Der Roboter ist ein Pionierprojekt in der Herstellung von Betonfertigelementen.

Markus Hirschi, Inhaber und Geschäftsführer der Filigran Bauelemente AG, ist stolzer Besitzer von einem der weltweit drei Filigran-Fräsrobotern dieser Art.

Ein erstes Zwischenfazit?
Die Anschaffungskosten waren extrem hoch, die Einarbeitungszeit anspruchsvoll und es fehlte uns an Daten und Personal, denn das Projekt vereint Maschinen- und Bauindustrie auch in der Bedienung. Dazu kommt, dass auf dem Bau viele noch nicht so weit sind, trotz omnipräsenter Digitalisierung. Viele Planer zeichnen zwar schon in 3D, die vorhandenen Daten sind jedoch für die Roboterproduktion oft ungenügend und müssen in den meisten Fällen neu gezeichnet und aufbereitet werden. Wir brauchen Geduld, aber die Fortschritte zeigen sich bereits. Das macht Freude.

Blick ins Jahr 2030: Sind in der Produktion von Betonfertigelementen vielleicht nur noch Roboter im Einsatz?
Wahrscheinlich nicht. Trotz der vielen Vorteile, die der Roboter mit sich bringt, ist noch immer sehr viel Handarbeit erforderlich. Da wir fast nur Einzelstücke herstellen, ist der Einsatz von Robotertechnologie nur in bestimmten Bereichen möglich. Aber die Technologie entwickelt sich rasant, dadurch werden wohl Möglichkeiten geschaffen, an die wir heute noch gar nicht denken. 

Wissen

Schweizer Unternehmergeist
Geht es darum, Neues auszuprobieren, sind KMU ganz vorne mit dabei. So auch die Filigran AG, deren Kerngeschäft die Produktion von Spezialitäten (nicht Grossserien) ist. In der bauintensiven Schweiz ziehen sie als Erste die Robotik-Digitalisierung durch. Und das obwohl Innovationen meist nicht exakt im Voraus berechnet werden können.

Ein kleiner «Wunderknabe», der bereits bei diversen Projekten überzeugte. Der MODELLIT-Filigran-Fräsroboter.
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