Welches sind die Vorteile eines inhabergeführten Familienunternehmens gegenüber einer Firma, die von Managern geleitet wird?
Sabrina Schmitter: Die Nachhaltigkeit von Entscheiden und Investitionen ist uns wichtig. Das war bei unseren Vätern schon so. Wir würden nicht bereits in der dritten Generation geschäften, wenn unsere Vorfahren nicht schon so gedacht und gehandelt hätten.
Marcel Schmitter: Alle ticken gleich und wir arbeiten für die gleichen Ziele.
Alex Schmitter: Die kurzen Entscheidungswege sind ein Riesenvorteil. Wir sind uns einig, dass wir als Familienunternehmen nachhaltige Entscheidungen treffen wollen. Wir sind als dritte Generation ein eingespieltes Dreamteam.
Andre Schmitter: Wir bauen und sanieren so, dass es hält. Zudem investieren wir ausschliesslich mit langfristigem Horizont und haben ein grosses Qualitätsbewusstsein. Das zahlt sich mit der Zeit immer aus. Und die nächste Generation profitiert.
Welches sind die Nachteile einer Geschäftsleitung, die aus Familienmitgliedern besteht?
Marcel Schmitter: Vielleicht ist die Hemmschwelle kleiner.
Sabrina Schmitter: Es besteht die Gefahr, dass man sich eher zu stark einsetzt – weil es eben für die Familie ist.
Andre Schmitter: Ja, wir geben alles, sind mit Emotionen und mit Herzblut dabei.
Alex Schmitter: Natürlich ist die Grenze von Privatleben und Geschäft in unserer Konstellation fliessend. Es ist kaum zu verhindern, dass bei Familientreffen das Unternehmen zur Sprache kommt.
Sabrina Schmitter: Tatsächlich, das Thema kommt fast immer irgendwann auf den Tisch.
Wie kam es zu dieser Nachfolgekonstellation?
(allgemeines Gelächter)
Weshalb lachen Sie?
Sabrina Schmitter: Weil wir alle auf grossen Umwegen ins Unternehmen kamen.
Alex Schmitter: Ich zum Beispiel war Oberstufenlehrer …
Marcel Schmitter (lachend): Ja, du bist der Klügste der Familie …
Andre Schmitter: Für mich war immer klar, dass ich mit den Händen arbeiten will.
Sabrina Schmitter: Bei jedem war es anders, ich arbeitete auch mal als Polizistin. Und jetzt staunen wir, wie geschmeidig die Konstellation funktioniert.
Andre Schmitter: Es ist doch super und ein Privileg, wenn man mit dem Bruder, der Cousine und den Cousins zusammenarbeiten kann.
Hätten Sie sich auch eine andere Karriere vorstellen können ausserhalb des Familienbetriebes?
Marcel Schmitter: Ich spreche, glaube ich, für alle, wenn ich sage, dass es von den Eltern keinen Druck gab, ins Unternehmen einzusteigen. Bei mir war es so, dass mich mein ehemaliger Chef im Transportunternehmen dazu motivierte. Er sagte: Diese einmalige Chance musst du nutzen, Marcel!
Was bedeutet Ihnen der Werkstoff Beton?
Andre Schmitter: Ich halte täglich Beton in den Händen und arbeite damit. Für mich bedeutet Beton, etwas zu erschaffen, das man sieht. Und ich finde beeindruckend, welche Vielfalt von Farben und Formen Beton zulässt.
Sabrina Schmitter: Tatsächlich, mir gefallen besonders die verschiedenen Oberflächenstrukturen.
Alex Schmitter: Für mich bildet Beton die Basis. Beton braucht es überall.
Marcel Schmiter: Lustig, ich überlegte mir bisher noch nie, was mir Beton bedeutet. Es ist ein spannender Werkstoff mit unbegrenzten Möglichkeiten. Mit Beton kann man wirklich alles machen.
«Ein grosses Familienunternehmen gehört niemandem allein. Man denkt einfach weiter, an die nächste Generation – und ist demütig.»
Marcel Schmitter
Welches sind Ihre ersten Erinnerungen an Beton?
Sabrina Schmitter: Wir alle wuchsen mit Beton auf und waren seit Kindsbeinen auf dem Werksgelände.
Ihr Grossvater gründete das Unternehmen. Ihre Väter führten den Betrieb weiter und bauten ihn aus. Nun sitzen Ihre Väter im Verwaltungsrat. Was heisst das für Sie beziehungsweise für die strategischen Entscheide?
Alex Schmitter: Wir schätzen die Unterstützung unserer Väter sehr und sind froh, dass wir auf ihre Erfahrung zurückgreifen können. Weil unser Grossvater Adolf Schmitter früh verstarb, fehlte unseren Vätern diese Möglichkeit.
Was haben Ihre Väter richtig gemacht?
Alex Schmitter: Mir imponiert, wie sie uns Junge im Übergangsprozess die Erfahrungen selber machen liessen und gleichzeitig immer eng begleiteten – bis heute übrigens.
Sabrina Schmitter: Unsere Väter sorgten mit guten Entscheiden dafür, dass wir nun als dritte Generation nachkommen.
Andre Schmitter: Sie zeigten ein enormes Engagement und sind ein Vorbild für uns.
Marcel Schmitter: Ein grosses Familienunternehmen gehört niemandem allein. Man denkt einfach weiter, an die nächste Generation – und ist demütig. Wir tragen heute die Verantwortung für 130 Mitarbeitende und sorgen dafür, dass die nächste Generation keinen Scherbenhaufen übernehmen und aufräumen muss.
Sie sind mit Ihren Unternehmungen im den Bereichen Betonelemente, Fassaden, Tragkonstruktionen, Betonwerk, Logistik, Entsorgung und Vermietung tätig. Ist das nicht ziemlich komplex?
Alex Schmitter: Wenn man das Unternehmen von aussen betrachtet, kann es auf den ersten Blick tatsächlich kompliziert ausschauen. Wir sind intern jedoch top organisiert und haben die einzelnen Bereiche sauber aufgeteilt, das macht die Sache einfach. Und: Wir profitieren von vielen Synergien.
Ihr Unternehmen befindet sich im St.Galler Rheintal ganz im Osten der Schweiz an der Grenze zu Österreich – was heisst das für Sie?
Sabrina Schmitter: Wir sehen die Lage am Rande der Schweiz nicht als Nachteil. Wir zeichnen einfach einen halben Kreis und keinen Ganzen.
Marcel Schmitter: Die Lage bringt Vor- und Nachteile. Wir profitieren zum Beispiel von qualifiziertem Personal aus Österreich und aus Deutschland und von Lieferanten aus dieser Region. Gleichzeitig arbeiten wir nur in der Schweiz und haben manchmal weitere Wege.
Alex Schmitter: Das sind wir uns allerdings gewohnt und ein eigener Gleisanschluss macht den Transport einfach und ökologisch. Das Gleis gibt es seit 1924 – strategisch ein bis heute bedeutender Entscheid unseres Grossvaters. Wir transportieren rund 250’000 Tonnen Kies, Sand, Zement und sonstige Güter pro Jahr mit der Bahn. Das ist richtig viel.
Andre Schmitter: Mit der Digitalisierung sind Distanzen sowieso weniger wichtig geworden in den letzten Jahren.
Sichtwort Digitalisierung: Welche Entwicklungen im Bereich Betonvorfabrikate beschäftigt Sie?
Marcel Schmitter: Alles rund um den 3D-Druck beschäftigt uns natürlich sehr. Es handelt sich um einen Branchentrend. Damit produzieren wir schlanker, und es gibt noch mehr Möglichkeiten für Freiformen.
Andre Schmitter: Wir realisierten in den letzten Jahren sehr komplexe und komplizierte Projekte – und diese nehmen in Zukunft wohl eher zu. Vor allem im Fassadenbau werden die Elemente immer dünner und gleichzeitig grösser. Da muss man in der Produktion fit sein.
Alex Schmitter: Vieles hat mit Ästhetik zu tun – und das gefällt uns.
Sabrina Schmitter: Wir sehen die neuen Entwicklungen als Herausforderung, die wir gerne annehmen – zum Beispiel das digitale Planen mit der BIM-Technik.
«Wir alle wuchsen mit Beton auf und waren seit Kindsbeinen auf dem Werksgelände.»
Sabrina Schmitter
Short Cuts
Der «Weisse Würfel» der Hilty Art Foundation in Vaduz. Wir realisierten die Fassade des privat finanzierten Museums aus weissem Marmorbeton.
Die neue Swiss Life Arena in Zürich ist ein eindrückliches Bauwerk aus Beton. Leider nicht von uns.
Ein Eiffelturm aus Beton, das wäre ein Traumprojekt.
Wie schätzen Sie heute die Entwicklung der Baukonjunktur ein: Stichworte Teuerung, knapperes Material, Unsicherheiten?
Marcel Schmitter: Unserer Meinung nach wird hier alles etwas zu warm gekocht. In der Schweiz ist der Wohnraum nach wie vor knapp. Es wird weiterhin viel gebaut.
Alex Schmitter: Ja, wir verfallen hier nicht in Panik. Es gibt auch im Bereich Infrastruktur weiterhin viel zu tun.
Wie wirken sich die steigenden Energiepreise auf Ihr Geschäft aus?
Alex und Marcel Schmitter: Das ist tatsächlich ein grosses Thema. Wir erleben momentan eine Verdoppelung des Strompreises und eine Verdreifachung des Gaspreises.
Sabrina Schmitter: Durch die aktuellen Entwicklungen müssen wir unsere Preise regelmässig erhöhen. Früher reichte eine Preisliste pro Jahr. Jetzt müssen wir wegen der Zuschläge die Preislisten mehrmals jährlich anpassen.
Eine Herausforderung für die gesamte Baubranche ist die Nachhaltigkeit. Welche Massnahmen ergreifen Sie im Unternehmen?
Alex Schmitter: Wir waren und sind als Unternehmen in Sachen Energieverbrauch schon immer sparsam. Mit der vermehrten Nachfrage von Recycling-Beton kommt eine Stärke von uns zum Tragen. Zudem können wir mit dem eigenen Entsorgungspark den Kreislauf selbst schliessen.
Marcel Schmitter: Regionale Baustoffe und der Transport auf der Schiene gehören ebenso zur Nachhaltigkeit. Hinzu kommt, dass unsere Produkte hochwertig und damit langlebig sind. Auch das ist ein Beitrag zur Schonung der Ressourcen.
Wie und wo sehen Sie die Zukunft des Betons?
Sabrina Schmitter: Hier kann ich wohl für uns alle sprechen, wenn ich sage, dass auch unsere Nachfahren Beton brauchen werden. Das Material ist langlebig, regional erhältlich und rezyklierbar. Holz kann Beton nicht ersetzen, dafür ist Beton zu wichtig, zu vielseitig und ein zu spannendes Baumaterial. Immerhin ist Beton direkt nach Wasser das zweitwichtigste Material der Welt.
«Ich halte täglich Beton in den Händen und arbeite damit. Für mich bedeutet Beton, etwas zu erschaffen, das man sieht. Und ich finde beeindruckend, welche Vielfalt von Farben und Formen Beton zulässt.»
Andre Schmitter
Marcel Schmitter
Geschäftsführer Betonwerk & Logistik und Verkauf Betonwerk
Er ist in der Familie der Kaufmann mit Erfahrung im Transportgewerbe.
Sabrina Schmitter
Assistenz der Geschäftsleitung & Marketing
Sie ist die Alleskönnerin der Schmitters: Hochbauzeichnerin. Bautechnikerin. LKW-Fahrerin und Polizistin.
Andre Schmitter
Produktion
Der Maurer und vielseitig talentierte Mann fürs Handwerkliche. So jemanden wünscht man sich in jeder Familie.
Alex Schmitter
Geschäftsführer Vermietung & Administration
Er war Oberstufenlehrer für Mathematik und Physik und gilt als der Denker in der Familie Schmitter.