Acht Gigawattstunden pro Jahr

Betonvorfabrikanten erzeugen ein Drittel ihres Stroms selbst

Eine aktuelle Umfrage unter den Mitgliedern des Fachverbands SwissBeton zeigt: Schweizer Hersteller von Betonfertigteilen investieren bereits in hohem Mass in die Produktion von eigenem Strom, und sie sind offen für weitere Vorhaben. Aktuell decken sie knapp ein Drittel ihres Strombedarfs über erneuerbare Energiequellen.

Die Produktionshallen der Produzenten von Betonfertigteilen eignen sich perfekt für die Installation von Photovoltaikanlagen.

Die Diskussionen um eine drohende Stromlücke und das Erreichen der nationalen Klimaziele stellen energieintensive Branchen vor grosse Herausforderungen. Doch sie eröffnen auch strategische Möglichkeiten, zum Beispiel in der Umstellung auf einen nachhaltigeren, zukunftsgerichteten Betrieb. Für die Bauwirtschaft und damit auch für die Unternehmen der Betonvorproduktion ist eine sichere und nachhaltige Stromversorgung entscheidend. Dies, obwohl der Strombedarf für die Herstellung von Betonprodukten im Vergleich zu anderen Bauprodukten relativ gering ist, da bei der Produktion – neben dem Energiebedarf des Gebäudebetriebs – kaum Prozesswärme erforderlich ist.

Die Ergebnisse einer in den vergangenen Monaten durchgeführten Umfrage bei den Mitgliederfirmen des Fachverbands SwissBeton zeigen eindrücklich, dass die Branche der Betonvorfertigung auf einem guten Weg ist. Die befragten Betriebe investieren gezielt in die eigene Energieerzeugung und positionieren sich damit als aktive Gestalter der Energiewende.

Umfrage zeigt Chancen auf

Die Daten aus der Befragung liefern eine aussagekräftige Momentaufnahme. Erhoben wurden der gesamte Stromverbrauch, die aus eigenen Anlagen produzierte Strommenge aus erneuerbaren Quellen sowie der daraus resultierende Deckungsgrad. Die ausgewerteten Zahlen der teilnehmenden Firmen sprechen für sich: Insgesamt verbrauchen die befragten Unternehmen jährlich 25’693’951 kWh, während sie 8’098’648 kWh aus eigenen, erneuerbaren Energiequellen produzieren, namentlich mittels Photovoltaik und Wasserkraft. Das heisst, aktuell decken Unternehmen der Betonvorfertigung im Durchschnitt 32 Prozent ihres Strombedarfs mit nachhaltiger Energie aus eigener Produktion.

Der Eigenversorgungsgrad 2024 aus Photovoltaikanlagen an 18 Werksstandorten der Schweiz betrug sogar 34 Prozent. Die Analyse der Einzelantworten zeigt jedoch eine Bandbreite an individuellen Ausgangslagen und Handlungen.

Photovoltaik dominiert

Während ein Betrieb bereits jetzt einen Deckungsgrad von über 50 Prozent erreicht, stehen andere noch am Anfang. Diese Spanne verdeutlicht sowohl die Herausforderung für all jene, die sich neu mit dem Thema befassen, als auch das Potenzial, von den bewährten Strategien der Vorreiter zu lernen. Ein klares Muster zeigt sich bei der Wahl der Technologie: Bei allen Unternehmen, die bereits eigenen Strom produzieren oder dies planen, ist die Photovoltaik die mit Abstand dominierende Energiequelle.

Das kommt nicht von ungefähr: Die Betonvorfabrikation ist für Einsatz der Photovoltaik optimal aufgestellt. Denn die Produktion läuft vorwiegend tagsüber, was eine zeitliche Übereinstimmung von Stromerzeugung und -verbrauch gewährleistet. Der Auftragsschwerpunkt im Sommer fällt zudem mit der höchsten Sonneneinstrahlung im Jahresverlauf zusammen. Ein Unternehmen dokumentierte beispielsweise, wie sein Eigenversorgungsgrad mit Solarstrom von 14 Prozent im Januar auf 65 Prozent im Juni anstieg – ein perfektes Beispiel für die saisonale Synergie.

Zahlreiche Werke der Betonvorproduktion nutzen ihre Flächen bereits heute für die Eigenstromproduktion.

Ökologisch und finanziell interessant

Der Fokus Solarenergie unterstreicht nicht nur das ökologische Bewusstsein der Branche, sondern auch das wirtschaftliche Vorausdenken. Die SwissBeton-Mitglieder gehen davon aus, dass sich die Investitionen langfristig auch finanziell lohnen werden. Die in der Umfrage dokumentierte weitere Investitionsbereitschaft deutet zudem darauf hin, dass die SwissBeton-Mitglieder ihre Eigenstromproduktion weiter ausbauen werden. Das Engagement der Branche geht dabei teils über die reine Stromerzeugung hinaus. So gibt eines der befragten Unternehmen an, zwar noch keinen eigenen Strom zu produzieren, aber bereits zu 100 Prozent mit Holz zu heizen. Ein signifikanter Teil der Betriebe plant weitere Projekte, wobei sich der Fokus erneut fast ausschliesslich auf die Installation oder Erweiterung von Photovoltaikanlagen richtet.

Investitionen treffen auf Herausforderungen

Die Kommentare der Teilnehmenden geben ein differenziertes Bild der Rahmenbedingungen wieder. Positive Beispiele wie der Hinweis darauf, dass bereits eine zweite Anlage umgesetzt werden konnte, zeugen von konsequenten Investitionen und davon, dass es sich lohnt, die Kapazitäten kontinuierlich zu erweitern. Zugleich werden aber auch Hürden sichtbar. So hemmen regulatorische Hindernisse oder strukturelle Gegebenheiten die Umsetzung geplanter Projekte. Dies wird deutlich, wenn die Mitglieder in der Umfrage erwähnen, dass ihre Pläne noch nicht vom Elektrizitätswerk freigegeben seien. Ein weiteres Beispiel berichtet davon, dass der Betrieb seine Hallen und Räume gemietet habe und der Vermieter derzeit nicht beabsichtige, eine Solaranlage zu installieren.

Branche mit strategischen Vorteilen

Zusammengefasst belegen die Ergebnisse aus der Umfrage, wie die Betonvorproduktion eine energiepolitische Herausforderung in einen strategischen Vorteil umwandeln kann. Die Resultate unterstreichen nämlich nicht nur den bereits geleisteten Beitrag zur Energiewende, sondern zeigen auch auf, dass die Betriebe der Betonvorproduktion für die dezentrale Stromproduktion geradezu prädestiniert sind. Denn die Unternehmen verfügen mit ihren weitläufigen Hallen zumeist über grosse Dachflächen in Industriezonen, die sich zur Installation von Solarmodulen besonders gut eignen. Die Kombination dieser Faktoren positioniert die Schweizer Betonvorfabrikation nicht nur als Teilnehmerin, sondern als Wegbereiterin für die Transformation in eine nachhaltige Zukunft.

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