Überbauung Langmoos

Mut zur Individualität

Löcher im Beton? Im Normalfall sind sie höchst unerwünscht. Nicht so bei der Überbauung Langmoos in Langnau am Albis ZH. Hier sind Löcher nicht nur höchst erwünscht, sie bilden zugleich das identitätsstiftende gewisse Etwas der neuen Wohnsiedlung. In der Betonvorfabrikation stellten sie das Projektteam allerdings vor einige Herausforderungen.

Unregelmässig verteilen sich die drei verschiedenen Lochtypen über die Fassadenelemente aus weissem Beton. Eine Herausforderung, welche das herstellende Betonelementwerk zu Höchstleistungen anspornte.

Direkt neben dem Wohn- und Pflegezentrum Sonnegg im Zentrum von Langnau am Albis steht die neue Überbauung Langmoos mit 53 Mietwohnungen. Wer hier wohnt, hat diverse Möglichkeiten, das Wohnen im Alter komfortabel und selbständig zu gestalten. Ein Mehrzweckraum mit Lounge, zwei Flächen für die Spitex-Dienste sowie der Anschluss zum benachbarten Pflegeheim sorgen für Sicherheit, wenn einmal ein Notfall eintritt.

Die Attraktivität im Innern spiegelt sich in der Aussengestaltung dieser 2023 fertiggestellten Überbauung. So war es dem Team der Frei Architekten aus Aarau wichtig, dass sich Form und Fassade von einer 0815-Gestaltung abheben und dem Neubau einen individuellen Charakter verleihen. Dafür sorgen sollten nicht etwa aufwändig aufgesetzte Strukturen, sondern unregelmässig verteilte Löcher in den Fassadenelementen aus Beton. «Wir sollten Betonelemente kreieren, die drei unterschiedliche Lochtypen aufweisen», erzählt Josef Helfenstein, Geschäftsführer der Arnet Elementbau AG mit Sitz in Dagmersellen.

«Es durfte innerhalb der einzelnen Elemente keine sichtbaren Stossfugen von den Matrizen geben.»

Jan Bumann, Projektleiter

Für das rund siebenköpfige Projektteam stellte dieser Auftrag eine besondere Herausforderung dar: Es musste sicherstellen, dass die schalungsglatte Oberfläche des weissen Betons trotz Lochvertiefungen homogen erscheint. «Innerhalb der einzelnen Elemente durfte es keine sichtbaren Stossfugen geben», ergänzt Projektleiter Jan Bumann.

Das Team machte sich an die Arbeit, die Nuss zu knacken. Zuerst experimentierte es mit Gummimatrizen, die innerhalb der Holzschalungen die Aussparungen für die unregelmässig angeordneten Löcher bildeten. Schnell kamen die Experten zum Schluss, dass sich Stahlblech besser eignete, weil es zu weniger Verschleiss führt und die Gefahr von Verfärbungen minimiert. Somit stand die Materialisierung der Schalungen und Matrizen fest. 

Lange Testphase, grosse Wirkung

«Um die Anzahl an Schalungseinlagen – und somit der Kosten – möglichst gering zu halten, war klar, dass wir die grössten Elemente zuerst produzieren mussten, um danach die gleichen Matrizen für die kleineren Elemente gebrauchen zu können», führt Jan Bumann aus. Das macht materialtechnisch Sinn. Es heisst aber auch, dass bei der eigentlichen Produktion der Fassadenelemente nichts schiefgehen darf, steigt doch der Materialverbrauch schnell ins Unermessliche, wenn eines der grossen Elemente nicht zu gebrauchen wäre.

«Das Resultat zeigt: Die Mühe bei der Entwicklung der richtigen Methode hat sich mehr als gelohnt.»

Josef Helfenstein, Geschäftsführer,
Arnet Elementbau AG

«Unser Team hat alles ganz genau ausgetüftelt und minutiös getestet, bevor wir in die eigentliche Produktion gingen», erzählt Geschäftsführer Josef Helfenstein. Von der Herstellung der ersten Musterelemente bis hin zur Endabnahme durch den Architekten dauerte es somit 1,5 Jahre. «Das ist eine ganz schön lange Zeit. Doch das Resultat zeigt: Die Mühe bei der Entwicklung der richtigen Methode hat sich mehr als gelohnt.»

Insgesamt 283 Fassadenelemente, bis zu 3,5 Meter lang und 1,3 Meter hoch, ziehen sich nun wie weisse Bänder um die zickzackförmigen Balkone des Neubaus. Die scheinbar willkürlich angeordneten Löcher und die Kombination von Beton und Holz verleihen der Überbauung ihren besonderen Charakter.

In jedem Fassadenelement steckt dabei sorgfältige Handarbeit und viel Liebe zum Werkstoff. «Wir sind stolz auf dieses Projekt», sagt Josef Helfenstein. «Denn gerade hier zeigt sich, wie vielfältig anwendbar und wie schön der Baustoff Beton ist.»

Komfortabel und sicher: Die Überbauung Langmoos in Langnau am Albis ist vollumfänglich auf das selbständige Wohnen im Alter ausgerichtet.
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