Neuer Schiesstunnel für Langdistanzen

Präzision auf 200 Metern

In Bülach ZH steht die wohl modernste und umfangreichste Jagdschiessanlage der Schweiz kurz vor der Eröffnung. Ab Juli 2023 können Jägerinnen und Jäger sowie Schützinnen und Schützen auf Indoor-und Outdoor-Anlagen ihr Können trainieren. Ein besonderes Highlight ist der 200 Meter lange Schiesstunnel aus Betonelementen.

Ein versierter Jäger braucht Übung. Nicht nur, weil er beim Schiessen auf Wild, Bewe­gungen und Gelände beachten muss. Auch die Distanzen sind eine Herausforderung. Ab Mitte 2023 bietet die Schiessanlage Widstud in Bülach ZH auf 53’000 Quadratmetern umfassende Trainingsmöglichkeiten: Übungsparcours, Wurfma­schinen, bewegte Zielscheiben, ein Schiesskino und ein traditioneller Schiesskeller stehen für Jäge­rinnen und Jäger bereit.

Eine besondere Attraktion ist der 200 Meter lange Schiesstunnel. Die Jägerinnen und Jäger können darin ihre Schiessfertigkeiten in den Langdistan­zen verbessern. Besonders wichtig ist dies für die Überprüfung der Aussenballistik, der Flugbahn der eigenen Munition. Im echten Gelände soll der Büchsenschuss präzise und zielgenau erfolgen.

Die Präzision war auch in der Planung und Ausführung dieses nicht alltäglichen Bauvorhabens zentral. «Die Rohrabschnitte für diesen Tunnel mussten haargenau passen. Ein solcher Bau erträgt keine Ungenauigkei­ten», sagt Stefan Eberle, Bauführer bei Eberhard Unternehmungen.

Jedes Betonelement des 200 Meter langen Schiesstunnels wiegt knapp 14 Tonnen. © Eberhard Unternehmungen

«Ein solcher Bau erträgt keine Ungenauigkeiten.»

Stefan Eberle, Bauleiter, Eberhard Unternehmungen

Tunnel steht auf Pfählen

Um den Schiesstunnel stabil im Boden zu ver­ankern, hat das Unternehmen 51 Einzelfundamente errichtet, wel­che auf Mikropfählen stehen. Diese reichen über 28 Meter tief in den Boden. Das heisst, der Beton­tunnel steht eigentlich auf Stelzen. Diese Konstruk­tionslösung ist clever, weil sie in punkto Stabilität kaum Schwachstellen aufweist. «Es ist ein sehr gutes Beispiel für effizientes Bauen», erzählt Tony Oberlin, Technischer Berater bei der Firma CREABETON. «Wir haben die Rohre wie bei einer Brücke stahlarmiert. Dazu kommt, dass das Bauunternehmen kein Bodenfundament errichten musste. Wir konnten dadurch Material, Aufwand und Kosten sparen.»

Für das Herzstück des Tunnels wurden 50 schalungsgehärtete Stahlbetonrohre mit Falzmuffenverbindung produziert. Jedes Stück ein Gigant von 4 Metern Länge, 2,4 Meter Aussendurchmesser und knapp 14 Tonnen Gewicht. «Die Falzmuffen und Keildichtungen machen die Rohre verschiebungssicher und dicht», erklärt Tony Oberlin.

«Der Tunnel ist ein sehr gutes Beispiel für effizientes Bauen.»

Tony Oberlin, Technischer Berater, CREABETON

Hochpräzises Resultat

Auf der Baustelle wurden die gewaltigen Betonrohre mit einem 100-Tonnen-Bagger millimetergenau auf ihren Platz auf der 4,5 m hohen, künstlich aufgeschütteten Böschung gehievt, wo sie nach Fertigstellung mit Substraten wie Kiesschlamm, Lehm und Felsmaterial überschüttet wurden. «Wir sind sehr stolz auf das Resultat», sagt Stefan Eberle. «Der Tunnel ist standfest und die Rohre halten. Es läuft nirgends Wasser rein und die Mikropfähle nehmen alle Senkrechtkräfte auf. Für seitliche Kräfte haben wir auf der ganzen Länge einen zehn Zentimeter breiten Hohlraum als Pufferzone eingebaut. Wir sind mit der Qualität rundum zufrieden.»
 
Jägerinnen und Jäger dürfen sich also freuen. Ab Ende Juli 2023 steht ihnen ein topmoderner neuer Schiesstunnel zum Üben von Langdistanzen zur Verfügung. Ein weiteres Highlight dabei: Das Licht im Tunnel ist dimmbar. So lässt auf dieser Anlage problemlos auch mit Nachtzielgeräten trainieren

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