Ein versierter Jäger braucht Übung. Nicht nur, weil er beim Schiessen auf Wild, Bewegungen und Gelände beachten muss. Auch die Distanzen sind eine Herausforderung. Ab Mitte 2023 bietet die Schiessanlage Widstud in Bülach ZH auf 53’000 Quadratmetern umfassende Trainingsmöglichkeiten: Übungsparcours, Wurfmaschinen, bewegte Zielscheiben, ein Schiesskino und ein traditioneller Schiesskeller stehen für Jägerinnen und Jäger bereit.
Eine besondere Attraktion ist der 200 Meter lange Schiesstunnel. Die Jägerinnen und Jäger können darin ihre Schiessfertigkeiten in den Langdistanzen verbessern. Besonders wichtig ist dies für die Überprüfung der Aussenballistik, der Flugbahn der eigenen Munition. Im echten Gelände soll der Büchsenschuss präzise und zielgenau erfolgen.
Die Präzision war auch in der Planung und Ausführung dieses nicht alltäglichen Bauvorhabens zentral. «Die Rohrabschnitte für diesen Tunnel mussten haargenau passen. Ein solcher Bau erträgt keine Ungenauigkeiten», sagt Stefan Eberle, Bauführer bei Eberhard Unternehmungen.
«Ein solcher Bau erträgt keine Ungenauigkeiten.»
Stefan Eberle, Bauleiter, Eberhard Unternehmungen
Tunnel steht auf Pfählen
Um den Schiesstunnel stabil im Boden zu verankern, hat das Unternehmen 51 Einzelfundamente errichtet, welche auf Mikropfählen stehen. Diese reichen über 28 Meter tief in den Boden. Das heisst, der Betontunnel steht eigentlich auf Stelzen. Diese Konstruktionslösung ist clever, weil sie in punkto Stabilität kaum Schwachstellen aufweist. «Es ist ein sehr gutes Beispiel für effizientes Bauen», erzählt Tony Oberlin, Technischer Berater bei der Firma CREABETON. «Wir haben die Rohre wie bei einer Brücke stahlarmiert. Dazu kommt, dass das Bauunternehmen kein Bodenfundament errichten musste. Wir konnten dadurch Material, Aufwand und Kosten sparen.»
Für das Herzstück des Tunnels wurden 50 schalungsgehärtete Stahlbetonrohre mit Falzmuffenverbindung produziert. Jedes Stück ein Gigant von 4 Metern Länge, 2,4 Meter Aussendurchmesser und knapp 14 Tonnen Gewicht. «Die Falzmuffen und Keildichtungen machen die Rohre verschiebungssicher und dicht», erklärt Tony Oberlin.
«Der Tunnel ist ein sehr gutes Beispiel für effizientes Bauen.»
Tony Oberlin, Technischer Berater, CREABETON
Hochpräzises Resultat
Auf der Baustelle wurden die gewaltigen Betonrohre mit einem 100-Tonnen-Bagger millimetergenau auf ihren Platz auf der 4,5 m hohen, künstlich aufgeschütteten Böschung gehievt, wo sie nach Fertigstellung mit Substraten wie Kiesschlamm, Lehm und Felsmaterial überschüttet wurden. «Wir sind sehr stolz auf das Resultat», sagt Stefan Eberle. «Der Tunnel ist standfest und die Rohre halten. Es läuft nirgends Wasser rein und die Mikropfähle nehmen alle Senkrechtkräfte auf. Für seitliche Kräfte haben wir auf der ganzen Länge einen zehn Zentimeter breiten Hohlraum als Pufferzone eingebaut. Wir sind mit der Qualität rundum zufrieden.»
Jägerinnen und Jäger dürfen sich also freuen. Ab Ende Juli 2023 steht ihnen ein topmoderner neuer Schiesstunnel zum Üben von Langdistanzen zur Verfügung. Ein weiteres Highlight dabei: Das Licht im Tunnel ist dimmbar. So lässt auf dieser Anlage problemlos auch mit Nachtzielgeräten trainieren