Interview

7206 (ungeahnte) Möglichkeiten

Vorfabrizierte Elemente aus Beton sollen starr und unflexibel sein? Das Gegenteil ist der Fall. Marlise Blaser, Inhaberin und Geschäftsführerin der Elementwerk Istighofen AG, und ihr Team beweisen dies immer wieder eindrücklich. Im Gespräch mit der «Chefin im Element».

Marlise Blaser, weshalb ist Beton Ihr Element?
Beton mag man oder man mag ihn nicht. Ich bin gleichsam verliebt – weil er so eigen ist und unglaublich viele Möglichkeiten bietet. Je nach Architekten- oder Bauherrenidee wird er als Element umgesetzt zum besonderen Blickfang an Fassaden, zum selbstbewussten Statement in einer Küche oder zum Gestaltungsmerkmal im Aussenraum – immer individuell. Mich reizt zudem, das vermeintlich «starre» Material und seine Machbarkeiten auszureizen.

Ein Beispiel?
Wir durften fürs Kirchenzentrum Ebikon den Glockenturm aus Betonelementen realisieren. Der «Turm», der an ein aufgeklapptes Buch erinnern soll, besteht aus 40 Elementplatten mit Öffnungen in Form von Franziskanerkreuzen. Jede Platte ist gerade mal 16 Millimeter dick. Wir haben noch nie vorher ein Element in dieser Dicke mit einem so hohen Lochanteil in CEMFOR® produziert.

Marlise Blaser Dipl. Bauingenieurin FH, NDS BWL

Wie haben Sie es geschafft?
Fundiertes Know-how, jahrelange Erfahrung und eine grosse Portion Neugier sind sehr gute Begleiter auf dem Weg zu solch massgeschneiderten Lösungen.

Wo sind Grenzen gesetzt?
Grenzen sind da, wo ein Risiko nicht kalkulierbar ist oder Beton respektive das Betonelement schlicht keinen Sinn macht. Ansonsten denken wir beim Elementwerk Istighofen bevorzugt in Lösungen. Wir sprechen von symbolischen 7206 Möglichkeiten und wollen damit aufzeigen, dass mehr möglich ist, als man bisweilen denkt. Schön, wenn Architekten unbeschwert mit ihren Ideen zu uns kommen, bevor sie sich allzu sehr den Kopf über die Machbarkeit zerbrechen. Wir lieben knifflige Aufgaben; je grösser  die Herausforderung, desto grösser der Ehrgeiz, eine sinnvolle Lösung zu finden.

Unsere Philosophie ist, so individuell wie möglich zu sein und auch Spezialwünsche zu erfüllen. Das geht nur mit Handarbeit.

Marlise Blaser, Inhaberin und Geschäftsleiterin Elementerwerk Istighofen AG

Der Blick in Ihre Produktion in Istighofen überrascht. Statt mit Maschinen wird hier von Hand gearbeitet …
Viel Maschine macht viel Rechteck. Unsere Philosophie ist, so individuell wie möglich zu sein und auch Spezialwünsche zu erfüllen. Das geht nur mit Handarbeit.

Sie setzen sich stark für den Produktionsstandort Schweiz ein. Weshalb?
Die Gründe sind vielfältig – und einfach: Wir – damit meine ich uns Betonelementhersteller genauso wie unsere Kollegen, die auf die Fertigung von Standardteilen spezialisiert sind – produzieren in hervorragender Qualität, sind termintreu, flexibel, schnell und ganz in der Nähe, wenn unsere Kundinnen und Kunden kurzfristig etwas brauchen. Das wohl Entscheidendste ist aber: Wir übernehmen Verantwortung.

16 Millimeter dünnes Betonelement mit Öffnungen in der Form von Franziskanerkreuzen.
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