Der beste Beweis für die Langlebigkeit von Beton ist die Leichtbeton-Kuppel des Pantheons in Rom. Sie wurde zwischen 100 und 125 n.Chr. erbaut und steht heute noch. «Für mich ist es eine Meisterleistung der Menschheit, dass sie vor über 2000 Jahren das Geheimnis des Betons entdeckte», sagt Adrian Forrer. Er leitet den Bereich Nachhaltigkeit der MÜLLER-STEINAG Gruppe und verfügt als Geologe über einen naturwissenschaftlichen Hintergrund: «Als Geologe lernte ich viele Fremdwörter. So kann man Beton im Geologen-Jargon auch als anthropogenes Gestein bezeichnen. Ein Gestein, das vom Menschen gemacht wurde.» Adrian Forrer war schon immer beeindruckt vom Rezept des Betons: «Mir imponiert seine natürliche Zusammensetzung aus weltweit verfügbaren mineralischen Rohstoffen Sand, Kies, Mergel und Kalk sowie aus Wasser.» Diese Zusammensetzung bringt ein Material mit enormen mechanischen und physikalischen Eigenschaften hervor. Dazu gehört, dass Beton besonders lange hält.
Die Lebensdauer nutzen
Beton steht in der Kritik. Besonders, weil für die Herstellung des Bindemittels Zement viel CO2 ausgestossen wird. Die Emissionen relativieren sich allerdings mit den Anzahl Jahren, in denen ein Betonbau genutzt wird. Leider wird dem aber in der gängigen Praxis nicht immer Rechnung getragen. Besonders im Hochbau wird gute Bausubstanz oft ohne Not abgebrochen und durch Neubauten ersetzt. Dadurch geht die ganze Energie, die für den Bau aufgewendet wurde, verloren. Der Abriss und der Neubau verzehren weitere Energie.
Sanierung statt Abriss
Weit geringer ist der Energieaufwand bei der Sanierung eines Gebäudes oder dessen architektonischer Ergänzung. Enormes Potenzial für die Einsparung von CO2: «Kann ein Gebäude umgenutzt statt abgerissen werden, so ist der Beitrag zur Nachhaltigkeit fast immer optimal. Ein gutes Beispiel dafür ist das Felix Blatter Spital in Basel, dass zu einem Wohnblock umgenutzt und nicht, wie ursprünglich geplant, abgerissen wurde.»
Bauten, die technisch ihren Anforderungen genügen, sollten eine zweite Chance erhalten, davon ist Adrian Forrer überzeugt. An der ETH in Zürich wird aktuell am Thema regenerative Architektur geforscht und damit ein altes Credo neu aufgegriffen: Bestehendes möglichst lange nutzen. «Es findet ein Umdenken statt, auch in unserer Branche», sagt Adrian Forrer. «Viele Produzenten von vorfabrizierten Betonelementen arbeiten mit den Forschungsabteilungen der Hochschulen zusammen, um neue Lösungen voranzutreiben.»
«Kann ein Gebäude umgenutzt statt abgerissen werden, so ist der Beitrag zur Umweltleistung fast immer optimal.»
Adrian Forrer, Leiter Nachhaltigkeit, MÜLLER-STEINAG Gruppe
Beton bleibt im Kreislauf
Ein Ansatz dabei ist das Recycling von bestehendem Baumaterial. Wird ein Gebäude abgerissen, sollen bestehende Betonelemente wiederverwendet werden. Wie etwa bei der umfassenden Sanierung eines Bürogebäudes an der Müllerstrase in Zürich. Die Liegenschaft wird aktuell bis auf die Betontragstruktur vollständig rückgebaut. Dabei werden alle Elemente und Materialen katalogisiert und wo immer möglich wiederverwertet (siehe auch Artikel von Beton Suisse).
Ist die Wiederverwendung eines Elements nicht möglich, gibt es eine weitere Option. Beton kann als Granulat aufbereitet und als Betonzuschlagstoff wieder zum Einsatz kommen. «Beton ist unsterblich», sagt Adrian Forrer. «Da seine Zusammensetzung absolut mineralisch ist, kann er selbst am Ende eines mehrfachen Recyclingprozesses als Gesteinskörnung wieder der Natur übergeben werden.»
Langlebige Seeufgergestaltung
Die Promenade am Utoquai in Zürich gehört zu den schönsten und beliebtesten Orten der Schweiz. Die vielbegangene Flaniermeile zwischen dem Bellevue und dem Seefeldquai bietet einen wunderbaren Ausblick über den Zürichsee und in die Altstadt. 1971 wurde die aktuelle Seepromenade fertiggestellt. Seit über 50 Jahren also prägen die damals verbauten Betonelemente das Seeufer. Die Elemente stammen von der Zürcher Firma Stüssi AG. Insgesamt 645 Elemente mit einem Gesamtgewicht von 3800 Tonnen: Abdeckplatten, Tauchwandelemente, Trittelemente Sitzbankelemente und Elemente für die Blumenbeete. Der mobile Kran für die Montage, der für die Setzung der vorfabrizierten Abdeckplatten genutzt wurde, wurde nach dem Bau auf dem Werkhof der Firma Stüssi in Dällikon ZH installiert und verrichtet dort seither zuverlässig seinen Dienst.
Langzeitbelastung bestanden
Das Autobahnviadukt Meggenhus ist ein wichtiges Stück A1 zwischen St.Gallen und dem Bodensee. In den 1970er-Jahren entstand hier für jede Fahrrichtung eine separate Brücke. Die Brücken wurden mit Betonelementen der saw gruppe gebaut. Das Werk der saw gruppe befindet sich in Widnau im St.Galler Rheintal nur rund 25 Kilometer vom Autobahnkreuz entfernt. Seit der Eröffnung der Autobahn vor 50 Jahren rollten unzählige Autos und Lastwagen über das Autobahnviadukt Meggenhus.